Retention Management: Definition und Umsetzung
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Mit Retention Management Kündigungen auf ein Minimum reduzieren
Endlich sind alle freien Stellen besetzt, schon flattern die nächsten Kündigungen ins Personalbüro. Wenn du dich fragst, ob und wie du das vermeiden kannst, ist Retention Management eine mögliche Antwort. Hinter dem Begriff verstecken sich verschiedene Strategien, um die Fluktuation zu senken und Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen zu binden. Welche das sind und wie du sie praktisch umsetzen kannst, erfährst du hier.
Was ist Retention Management? Definition und Bedeutung
Das englische Wort „retention“ kann mit Zurückhaltung oder Zurückbehaltung übersetzt werden. Retention Management bedeutet auf Deutsch also so viel wie „Rückhaltemanagement“ und zielt darauf ab, qualifizierte Mitarbeitende möglichst lange im Unternehmen zu behalten. Zu diesem Zweck muss eine übergreifende Strategie mit konkreten Einzelmaßnahmen geplant, umgesetzt und auf ihren Erfolg geprüft werden.
Das klingt selbstverständlich, nimmt aber in der Praxis einen immer größeren Stellenwert ein. Der Personalmangel ist inzwischen in allen Branchen zu spüren und gut ausgebildete Mitarbeitende sind sich dessen durchaus bewusst. Umso wichtiger wird es für ein Unternehmen, ein angenehmes Arbeitsumfeld und attraktive, individuelle Anreize zu schaffen, um Kündigungen aus persönlicher Unzufriedenheit zu vermeiden.
Innerhalb des Unternehmens gehört Retention in den Bereich HR. Nachdem viel Zeit und Sorgfalt in Recruiting- und Onboarding-Prozesse neuer Mitarbeitender investiert wurde, sollen diese im Unternehmen gehalten werden, damit sich der Aufwand gelohnt hat. Auch für das Unternehmen insgesamt ist eine geringe Fluktuation erstrebenswert, denn ein gut eingespieltes Team kann seine Arbeit effizient und hochqualitativ erledigen. Darüber hinaus bleibt das gemeinsam erarbeitete Wissen im Unternehmen. All das wirkt sich sowohl auf das Arbeitsklima als auch auf die Kundenbindung positiv aus und verschafft dir im Optimalfall einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.
Retention Management und Mitarbeiterbindung werden mitunter synonym verwendet. Tatsächlich nimmt die Mitarbeiterbindung eine zentrale Position in einem Retention-Plan ein, wird aber um weitere Strategien, die mit der allgemeinen Unternehmenskultur, Marktzielen und Kostenoptimierung im HR-Bereich zusammenhängen, ergänzt.
Übrigens: Retention Management gibt es auch in der Beziehung zur Kundschaft. Hier geht es darum, einen sicheren Kundenstamm aufzubauen und zu behalten. Dieser Artikel beschäftigt sich jedoch ausschließlich mit HR Retention Management.
Retention Management im Betrieb einführen
Oft konzentrieren sich KMU in den ersten Jahren nach der Gründung vor allem darauf, ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern und sich eine gute Position am Markt aufzubauen. Das Personalmanagement kommt dabei mitunter zu kurz. Hast du festgestellt, dass Kündigungen zunehmen oder willst vorbeugend eine Strategie zum Retention Management einführen, gehst du folgendermaßen vor:
1. Analyse: An erster Stelle musst du dir ein Bild der Lage im Unternehmen machen. Verschaffe dir eine Übersicht über die Anzahl der Kündigungen (sowie mögliche Gründe) und befrage das Personal anonym (z. B. per Fragebogen) oder in persönlichen Gesprächen, wie zufrieden sie mit ihren Arbeitsbedingungen und dem allgemeinen Betriebsklima sind.
2. Zielsetzung: Definiere konkrete Ziele, die das Retention Management im Unternehmen erfüllen soll. Das kann beispielsweise ein konkreter Rückgang der Kündigungsrate sein, aber auch die Verbesserung von Bewertungen auf Arbeitgeberportalen oder der regelmäßig abgefragten Personalzufriedenheit kann als Ziel formuliert werden.
3. Strategie: Nun erstellst du anhand der Probleme und Ziele, die du zuvor identifiziert hast, eine Retention-Strategie mit konkreten Maßnahmen. Diese kann allgemein formuliert, oder aber für bestimmte Personalgruppen oder Abteilungen getrennt festgelegt werden. Wichtig ist, dass die Maßnahmen eine effektive, aber auch nachhaltige Verbesserung versprechen und gleichzeitig wirtschaftlich umzusetzen sind.
4. Umsetzung: Überlege, wie sich die einzelnen Maßnahmen in die Unternehmenskultur integrieren lassen. Anschließend legst du fest, wie sie in der Praxis umgesetzt werden sollen und wer dafür verantwortlich ist. In größeren Unternehmen ist es sinnvoll, Retention Manager zu benennen, die sich vorwiegend mit der Organisation und Analyse befassen.
5. Feedback: Plane einen Zeitpunkt für erste Feedbackgespräche oder Umfragen, um zu sehen, wie die Maßnahmen bei der Belegschaft ankommen. Diese Feedbackrunden sollten danach regelmäßig (mindestens einmal jährlich) erfolgen.
6. Evaluation: Werte das Feedback aus und berücksichtige die relevanten Unternehmenskennzahlen, um zu sehen, ob die Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben.
Die letzten beiden Punkte sind besonders wichtig, denn auch die beste Retention-Strategie kann in der Praxis an der Umsetzung oder innerbetrieblichen Gründen scheitern. Je schneller du darauf reagierst, umso besser kannst du einen erneuten Anstieg der Fluktuation vermeiden. Auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen solltest du immer im Blick behalten, denn natürlich verursacht die Einführung zunächst mehr Aufwand und höhere Kosten. Bedenke dabei aber auch, dass eine funktionierende Retention das Personal langfristig im Unternehmen hält, wodurch die Kosten für Suche und Einarbeitung neuer Mitarbeitender auf lange Sicht sinken werden.
Wann neigen Mitarbeitende zur Kündigung?
Wie bereits erläutert, ist die Bindung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an das Unternehmen eines der Kernziele des Retention Managements. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich häufige Kündigungsgründe genauer anzuschauen.
· Fehlende Unterstützung: In den ersten Wochen und Monaten der Einarbeitung oder beim Einstieg in neue Aufgabenbereiche und Projekte werden Mitarbeitende ins kalte Wasser geworfen und haben keine Ansprechpersonen, an die sie sich mit Fragen wenden können.
· Keine Perspektiven: Es gibt keine Möglichkeiten, mehr Verantwortung zu übernehmen oder den eigenen Aufgabenbereich auszuweiten. Weiterbildungen werden nicht angeboten oder müssen hart erkämpft werden.
· Geringes Gehalt: Das Einstiegsgehalt liegt unter dem branchenüblichen Durchschnitt und/oder Gehaltserhöhungen sind trotz guter Leistungen nur sehr gering bzw. mit zähen Verhandlungen verbunden.
· Mangelnde Wertschätzung: Die Arbeit wird kommentarlos hingenommen und besonders gute Ergebnisse oder Überstunden werden nicht gewürdigt.
· Schlechtes Führungsverhalten: Die Vorgesetzten sind unnahbar, ignorieren Anfragen, Wünsche und Sorgen oder üben großen Druck auf das Team aus, um es zu mehr Leistung zu animieren. Schlimmstenfalls kommt es zum sogenannten Bossing, bei dem einzelne Personen aus persönlichen Gründen benachteiligt oder schlecht behandelt werden.
· Hohe Arbeitsbelastung: Das Arbeitspensum ist über einen längeren Zeitraum viel zu hoch, sodass es nur durch Überstunden möglich ist, die Arbeit zu bewältigen.
· Kein Überstundenausgleich oder Gleitzeit: Es gibt keine Möglichkeit, wichtige private Termine (Arzt- oder Amtsbesuche, Handwerksarbeiten) in den Alltag zu integrieren, ohne Urlaubstage zu nehmen.
· Unpassende Unternehmenskultur: Die Werte des Unternehmens passen nicht zu den Prioritäten der Mitarbeitenden.
· Externe Angebote: Konkurrenzunternehmen bieten lukrative Arbeitsverträge und Extras, um Personal aktiv abzuwerben.
Natürlich spielt bei vielen Kündigungen auch das Privatleben eine Rolle. Der Umzug in eine andere Stadt, eine generelle berufliche Umorientierung oder Krankheit und Pflegebedürftigkeit von Familienmitgliedern sind private Gründe, an denen das beste Retention Management nichts ändern kann. Allerdings können gute und engagierte Arbeitgeber versuchen, gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden individuelle Lösungen zu finden, um sie in schwierigen Zeiten zu unterstützen und auf lange Sicht im Unternehmen zu halten.
Klassische Maßnahmen des Retention Managements
Die möglichen Probleme bei der Mitarbeiterbindung sind recht deutlich geworden, doch wie kannst du dem entgegenwirken? In der folgenden Tabelle siehst du beispielhaft, wie du die Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden in verschiedenen Unternehmensbereichen verbessern kannst.
Bereich: Arbeitsbedingungen
Beispiele | Maßnahmen |
---|---|
Vertragsbedingungen |
|
Personalvorteile |
|
Work-Life-Balance |
|
Bereich: Personalmanagement
Beispiele | Maßnahmen |
---|---|
Förderung |
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Unterstützung |
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Feedbackkultur |
|
Bereich: Unternehmenskultur
Beispiele | Maßnahmen |
---|---|
Transparenz |
|
Führung |
|
Corporate Responsibility |
|
Bereich: Employer Branding
Beispiele | Maßnahmen |
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Ansehen als Arbeitgeber |
|
Organisation der Bewerbungsprozesse |
|
Daran siehst du, dass es zahlreiche Ansätze gibt, um hohen Kündigungszahlen entgegenzuwirken und ein attraktives Arbeitsumfeld für dein Personal zu schaffen. SELLWERK Jobs kann dich im ersten Schritt dabei unterstützen, perfekt geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Kombiniert mit einem gut durchdachten und optimal umgesetzten Retention Management wird dein Unternehmen zu einem begehrten Arbeitgeber, der nach außen professionell auftritt und intern seine Mitarbeitenden schätzt, fördert und gleichzeitig ihr Privatleben respektiert.
Praxisbeispiel für gelungenes Retention Management
Nach einem Anstieg der Kündigungszahlen im Unternehmen haben Feedbackgespräche und Stimmungsumfragen ergeben, dass viele Fachkräfte das Gefühl haben, ihre Vorgesetzten wenden sich nur mit Kritik und Tadel an sie. Gelungene Arbeit wird hingegen kaum beachtet und auch über den Ausgang eines großen Projekts werden sie nicht informiert. Sie fühlen sich, als wären sie nur kleine Zahnräder in einem großen Getriebe, dessen Zweck sie nicht kennen.
Die Unternehmensführung entscheidet daraufhin, dass für jedes Projekt einmal monatlich ein abteilungsübergreifender Jour Fixe am Ende des Arbeitstages stattfindet, für den die Firma Snacks und Getränke bereitstellt. In diesem Rahmen werden gute Leistungen hervorgehoben und allgemeine Fortschritte besprochen. Dabei haben alle die Gelegenheit, Fragen zu stellen, Verbesserungsvorschläge zu machen und Kritik zu äußern.
Gleichzeitig werden sie über den gesamten Projektverlauf informiert und erfahren, welche Tätigkeiten andere Angestellte im Unternehmen ausführen. Nach dem Meeting ist Feierabend, sodass die Anwesenden ohne großen Zeitdruck länger zusammensitzen und ggf. privat weitersprechen können. Auf diese Weise wird die Identifikation mit dem Projekt, aber auch die Verbindung und das Verständnis zwischen verschiedenen Abteilungen im Unternehmen gestärkt.
Checkliste: Funktioniert das Retention Management in deinem Unternehmen?
Wie findest du nun heraus, ob die Maßnahmen zum Retention Management wirklich so greifen, wie du es geplant hast? Neben den konkreten Kündigungszahlen ist die Mitarbeiterzufriedenheit der wichtigste Indikator. Treffen mehrere der folgenden Szenarien zu, solltest du über eine Optimierung deines Retention-Plans nachdenken:
· Anstieg der Kündigungen
· Auffällig hoher Krankenstand
· Kritik an der internen Kommunikation
· Wiederkehrende Beschwerden über Vorgesetzte
· Häufige Anfragen nach Weiterbildungen, Beförderungen, Gehaltserhöhungen etc.
· Verlassen des Unternehmens noch in der Probezeit
· Wechsel zu Konkurrenzunternehmen
· Geringes Interesse an Stellenausschreibungen
Wie die Stimmung in der Belegschaft aktuell ist, findest du am einfachsten mit einer automatisierten Mitarbeiterbefragung heraus. Führst du diese in regelmäßigen Abständen durch, kannst du die Ergebnisse miteinander vergleichen und so positive oder negative Entwicklungen schneller erkennen. Dadurch erhältst du einen guten Überblick, welche deiner Retention-Maßnahmen wirken und welche angepasst werden müssen.
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