Mitarbeiterbindung: Definition, Methoden und Tipps
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Mitarbeiterbindung: Begeistere dein Team langfristig für dein Unternehmen
Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen geben dem Mittelstand allen Grund, um bestehende Teammitglieder lange halten zu wollen. Das Zauberwort lautet Mitarbeiterbindung. Hier erfährst du, welche Maßnahmen sich eignen und was Mitarbeitenden wirklich wichtig ist.
Definition von Mitarbeiterbindung: dem Personal mehr bieten
Die Bindung von Mitarbeitenden ist eine klassische Aufgabe aus dem HR- oder Personalbereich. Das Ziel ist es, Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen, die dein Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv machen. Dabei geht es darum, deinem Team Anreize zu geben, in deinem Betrieb zu bleiben – und diese Anreize gehen über das Gehalt hinaus. Schaffst du ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden auf verschiedenen Ebenen wohlfühlen, bleiben sie länger. Es gibt vier Formen der Mitarbeiterbindung:
· Perspektivische Bindung: Mitarbeitende bleiben länger im Unternehmen, wenn sie sich beruflich weiterentwickeln können, zum Beispiel durch Beförderungen, Weiterbildungen oder mehr Verantwortung.
Beispiel: In einem Mentoring geben erfahrene Mitarbeitende ihre Kenntnisse an jüngere Teammitglieder weiter.
· Emotionale Bindung: Die emotionale Bindung der Mitarbeitenden wird insbesondere durch sinnstiftende Aufgaben, Wertschätzung und positive Beziehungen im Kollegium gestärkt. Beispiel: Ein Unternehmen lobt individuelle Leistungen in Feedbackgesprächen und veranstaltet Teambuilding-Workshops.
· Rationale Bindung: Die rationale Bindung beruht auf finanziellen Aspekten, wie einem festen Gehalt, Bonuszahlungen oder einer betrieblichen Altersvorsorge.
Beispiel: Mitarbeitende erhalten Boni, wenn sie bestimmte Ziele erreichen.
· Normative Bindung: Die normative Bindung entsteht durch gemeinsame Werte und Zielvorstellungen, gegenseitige Motivation und Respekt.
Beispiel: Ein Unternehmen beschließt gemeinsam mit den Mitarbeitenden einen Wertekatalog, einen Code of Conduct.
Gut zu wissen: Der Unterschied zwischen Mitarbeiterbindung und Retention Management
Mitarbeiterbindung schafft die Rahmenbedingungen, die Mitarbeitenden eine emotionale und psychologische Bindungen an das Unternehmen ermöglichen. Sie soll Engagement und Zufriedenheit am Arbeitsplatz fördern.
Beim Retention Management hingegen geht es darum, Kündigungen zu vermeiden. Sie identifiziert Gründe für die Fluktuation und arbeitet mit Maßnahmen dagegen an.
Maßnahmen der Mitarbeiterbindung: Das können KMU tun
Es gibt die sechs Säulen der Personalbindung, also die Bereiche, in denen du Maßnahmen umsetzen kannst. Hier findest du die Bereiche zur Mitarbeiterbindung und passende Beispiele:
1. Arbeitsplatz und Umfeld: In diesem Bereich ist vor allem die Situation am Arbeitsplatz oder im Homeoffice zu betrachten. Dazu gehören folgende Punkte:
· ergonomische Arbeitsplätze
· technische Ausstattung
· kostenlose oder kostengünstige Verpflegung vor Ort
· Kinderbetreuung
· Teamevents
· positives Arbeitsklima
1. Weiterentwicklung: Wer das Gefühl hat, in der eigenen Karriere nicht voranzukommen, schaut sich eher nach neuen Arbeitgebern um. Diese Maßnahmen tragen zu einer Perspektive bei:
· Weiterbildungen
· Mentoring-Programme
· klare Ziele zur Weiterentwicklung
· Förderung von externen Fortbildungen
· Coachings und Seminare
· Einsätze in anderen Bereichen
· Job Enlargement, Job Enrichment und Job Rotation
· regelmäßige strukturierte Feedbacks
2. Work-Life-Balance und Gesundheit: Unternehmen profitieren von gesunden und ausgeglichenen Mitarbeitenden. Es gibt verschiedene Instrumente, um die Gesundheit und die Work-Life-Balance zu fördern:
· remote Jobs, hybrides Arbeiten und Homeoffice
· Sabbaticals oder Workations
· Digitalisierung
· flexible Arbeitszeiten
· Gesundheitskurse und betriebsärztliche Untersuchungen
· Zuschüsse zu Sportangeboten
3. Personalmarketing und Employer Branding: Mitarbeiterbindung erfordert eine starke Arbeitgebermarke. Das bedeutet, dass deine Mitarbeitenden sich mit deinen Werten identifizieren und anderen davon erzählen. Diese Maßnahmen lohnen sich:
· Imagekampagnen
· positive Arbeitgeberbewertungen auf einschlägigen Plattformen
· authentische und ansprechende Stellenausschreibungen
· übersichtliches und informatives Karriereportal
· ansprechende Social-Media-Präsenz
· Einsatz von Corporate Influencern als Markenbotschafter
· Teilnahme an Karriereveranstaltungen und Jobmessen
· gezieltes Hochschulmarketing und Kooperationen mit Universitäten
· Programme zur Mitarbeiterempfehlung für neue Talente
· strukturierte Einarbeitung und gelebte Willkommenskultur
4. Unternehmenskultur: Gemeinsame Werte und ein positiver Umgang miteinander sind die Basis für einen angenehmen Arbeitsalltag. Mit diesen Maßnahmen trägst du dazu bei:
· klare Vision und Mission
· fest etablierte Feedbackmechanismen
· Code of Conduct oder andere Regelkataloge
· offene und transparente Kommunikation über passende Kanäle
· soziales Engagement
5. Benefits: Das Gehalt und der gesetzliche Urlaub reichen als Anreiz für viele Mitarbeitende nicht mehr aus. Wer zusätzliche finanzielle Leistungen bietet, steigert seine Attraktivität als Arbeitgeber. Das kannst du nutzen:
· Leistungsbezogene Bonuszahlungen
· Urlaubs- und Weihnachtsgeld
· Betriebliche Altersvorsorge
· Firmenwagen zur geschäftlichen und privaten Nutzung
· Bereitstellung von Diensthandy und Arbeitslaptop
· Gutscheine und exklusive Vergünstigungen
· Fahrtkostenzuschuss
· Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmenserfolg
· einmalige Sonderzahlungen
Wie misst du den Erfolg deiner Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung?
Der wichtigste Punkt für die Messung ist das gesetzte Ziel. Dieses sollte messbar und terminiert sein. Lautet das Ziel nur „Ich möchte meine Mitarbeitenden binden“ ist es zu unspezifisch. Formulierst du es konkreter, hilft das bei der Auswertung. Du kannst den Fokus zum Beispiel auf die Fluktuation legen und zu sagen „Wir möchten die Anzahl der Kündigungen im Jahr 2025 um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr senken.“
Diese Möglichkeiten hast du zur Messung des Erfolges:
1. Fluktuationsrate: Vergleiche die Anzahl der Menschen, die dein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum verlassen – einmal vor der Umsetzung und regelmäßig danach.
2. Mitarbeitende befragen: Anonyme Mitarbeiterbefragungen eignen sich ebenfalls gut. Verwende Skalen für eine klare Datenlage.
3. Feedbackgespräche: Frage in regelmäßigen Feedbackgesprächen gezielt nach der Zufriedenheit deiner Teammitglieder. Nutze für eine höhere Messbarkeit Bewertungsskalen.
4. Abwesenheit und Krankheit: Prüfe, ob sich die Krankentage deiner Belegschaft nach der Umsetzung der Maßnahmen verringern.
5. Leistungsbewertungen: Schaue anhand von Zielerreichungen wie sich die Leistung deiner Mitarbeitenden verbessert hat.
Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung: Welche solltest du umsetzen?
Wie du siehst, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Loyalität zu steigern. Wer dabei jedoch blind alle Optionen ausschöpft, wird wenig Erfolg haben und Geld verschwenden. Es geht nicht darum, deine Mitarbeitenden mit Benefits zu überhäufen, sondern ihnen die Anreize zu geben, die sie wirklich brauchen. Finde mit einer Mitarbeiterbefragung heraus, was sich die Belegschaft wünscht, und suche das individuelle Gespräch, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, die du binden möchtest, zu erfahren.
Je nach Unternehmensstruktur kann deutlich werden, dass du für verschiedene Mitarbeitende unterschiedliche Maßnahmen umsetzen solltest. Jemand, der viel unterwegs ist, profitiert eher von einem geförderten Bahnticket oder einem Firmenwagen, während jemand im Büro flexible Arbeitszeiten oder ein Essensangebot schätzt. Biete individuelle Lösungen an.
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Mitarbeiterbindung: So viel bringt sie wirklich
Loyalität ist ein Wettbewerbsvorteil. Wer Menschen auf Schlüsselpositionen halten kann, hat mehr Sicherheit in der Personalbedarfsplanung und kann besser einschätzen, welche Ziele erreichbar sind.
Aktive Mitarbeiterbindung kann dazu beitragen, dass die Fluktuation in Unternehmen um 18 bis 43 Prozent sinkt. Das zeigt eine Studie von Gallup aus dem Jahr 2023. Der Report schaut sich auch die Folgen niedriger emotionaler Bindung von Mitarbeitenden an ihr Unternehmen an. Das Ergebnis: abnehmende Produktivität, längere Krankheitsausfälle und Quiet Quitting. Wer an der Bindung arbeitet, gewinnt laut Studie hingegen. Das Forschungs- und Beratungsunternehmen sieht hier vielfältige Potenziale:
· 81 Prozent weniger Fehlzeiten
· 64 Prozent weniger Arbeitsunfälle
· 41 Prozent weniger Qualitätsmängel
· 10 Prozent bessere Kundenbewertungen
· 14 Prozent höhere Produktivität
Es lohnt sich also in Personalbindung zu investieren. Ein Unternehmen, das das bereits tut, ist Vaude. Der Outdoor-Markenhersteller sagt selbst „Arbeitszeit ist Lebenszeit“. Im Schnitt bleiben Mitarbeitende 8,3 Jahre dort und profitieren dabei unter anderem von Transparenz und Mitsprache, Weiterbildungsangeboten, einem betrieblichen Gesundheitsprogramm und modernen Arbeitsräumen.
Zielgruppen bei der Mitarbeiterbindung: In wen solltest du investieren?
Natürlich haben Unternehmen die Möglichkeit, zu bestimmen, wem die Benefits zuteilwerden. Viele Schritte zur Mitarbeiterbindung sind mit Kosten verbunden, die sich langfristig auszahlen sollen. Entsprechend naheliegend ist also der Gedanke, wirklich nur in die Menschen zu investieren, die für das Unternehmen von hoher Bedeutung sind.
Das sind Mitarbeitende, die besondere Leistung bringen, Führungsverantwortung tragen oder spezielle Fähigkeiten haben, die so am Markt schwer zu bekommen sind. Schließlich geht bei einer Kündigung wichtiges Knowhow verloren und die Kosten für die Neubesetzung der Stellen sind oftmals horrend. Ebenso sinnvoll ist es, in den Nachwuchs zu investieren. Wer auf selektive Mitarbeiterbindung setzt und sich dabei nur auf die High-Performer und Führungskräfte konzentriert, schneidet sich allerdings mitunter ins eigene Fleisch:
1. Unterschiedliche Behandlung fördert Neid: Werden wenige mit Vorteilen bedacht, fühlen sich alle anderen benachteiligt. Das fördert Neid im Team, was die Zusammenarbeit erschweren und sogar zu Mobbing oder Bossing führen kann. Ebenso kann es bei allen, die keine Benefits genießen, zu höherer Fluktuation kommen. Selbst wenn sie keine leistungsstarken Mitarbeitenden sind, macht es sich durchaus im Erfolg und den Kosten bemerkbar, wenn viele Leute auf einmal gehen.
2. Falsche Einschätzung: Weißt du genau, wer in deinem Unternehmen zur Top-Belegschaft gehört? Es kann durchaus sein, dass du bei der Auswahl wichtige Arbeitskräfte vergisst. Nicht alle Angestellten feiern ihre Erfolge laut und einige von ihnen sind sogar fast unsichtbar produktiv. Sie – zu Unrecht – zu benachteiligen kann dafür sorgen, dass du wichtige Expertise verlierst.
3. Mitarbeiterbindung motiviert: Wer heute nur Dienst nach Vorschrift macht, kann durch ein verbessertes Umfeld und Maßnahmen, die seinen Wünschen entsprechen, ebenfalls zum High-Performer werden. Schaffst du neue Anreize und Perspektiven ist das für einige Angestellte womöglich der Grund, aus ihrem Trott herauszukommen.
Es ist also besser, niemanden zu benachteiligen, und stattdessen allen Mitarbeitenden passende Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung anzubieten. Ohnehin ändert sich in diesem Bereich durch die Gen Z eine Menge. Sie erwartet zahlreiche der oben aufgeführten Maßnahmen und verändert damit die Arbeitswelt für alle. Willst du Arbeitskräfte für dich gewinnen und halten, solltest du in die Personalbindung investieren.
Fazit: Mitarbeiterbindung sichert langfristig Fachkräfte
Strategisch daran zu arbeiten, dass Teammitglieder sich lange im Betrieb wohlfühlen, ist keine Zusatzaufgabe, sondern gehört mittlerweile zum Arbeitsalltag dazu. Halte deine Fachkräfte, indem du strategische Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung umsetzt. Achte darauf, dass die entsprechenden Benefits den Wünschen und Bedürfnissen deiner Mitarbeitenden entsprechen und dass du Teamevents, Obstkorb und Co. nicht verwendest, um andere Missstände in deinem Unternehmen wettzumachen.
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