Bossing: Was tun bei Mobbing am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte?

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Ein älterer Mann brüllt durch ein Megaphon einen sehr kleinen Mann auf einem Tisch an

Fiese Sprüche, Benachteiligung im Dienstplan oder der Ausschluss vom gemeinsamen Mittagessen: Mobbing am Arbeitsplatz hat viele Gesichter und ist kein Einzelphänomen. Wer dauerhafte Schikane vom Team ertragen muss, leidet sehr darunter. Doch was tun, wenn Mobbing von Vorgesetzten ausgeht? Wir erklären, was Bossing ist, wie du es erkennst und welche Möglichkeiten du hast, dagegen vorzugehen.

Was ist Bossing? Eine Definition


Der Begriff Mobbing ist vielen geläufig: Es handelt sich um das Schikanieren, das Lächerlichmachen oder die gezielte Isolation von Einzelpersonen mit dem Ziel, die Person psychisch und emotional zu destabilisieren.


Solchen Situationen sehen sich viele Menschen auch am Arbeitsplatz ausgesetzt. Ist die Person, die den psychischen Druck ausübt, eine Hierarchie-Ebene höher gestellt, handelt es sich um sogenanntes Bossing – quasi Mobbing von oben.


In diesem Fall schafft der oder die Vorgesetzte über einen längeren Zeitraum gezielt ein toxisches Arbeitsklima für eine oder mehrere Personen, z. B. indem sie mehr Druck oder Stress aufbaut, die Betroffenen sozial isoliert oder sogar persönlich angreift. Dass Menschen mit Personalverantwortung psychische Gewalt auf Untergebene ausüben, ist keine Seltenheit:


In einer Umfrage des Bündnisses gegen Cybermobbing gaben 54 Prozent der Befragten, die im Arbeitskontext von Mobbing betroffen waren, an, dass sie von einer vorgesetzten Person gemobbt wurden.


Das besonders Schwierige am Bossing ist die Hierarchie: Der oder die Vorgesetzte sitzt am längeren Hebel und Mitarbeitende können sich nur schwer direkt wehren. Deshalb ertragen viele die Schikanen oft stillschweigend. So geben 9 Prozent der Befragten in einer Umfrage von Statista und YouGov an, dass sie erst mal nichts tun und abwarten würden.

Was fällt unter Bossing am Arbeitsplatz?


Zu Bossing gehören alle Formen der psychischen Gewaltausübung. Das kann von dauerhaft ungerechtfertigter und überzogener Kritik bis zum persönlichen verbalen Angriff reichen. Dabei ist zwischen Bossing auf fachlicher und auf persönlicher Ebene zu unterscheiden. Die folgenden Handlungen sind klar als Bossing-Merkmale einzuordnen:

Fachliche Kompetenz hinterfragen


Einer Person wird insgesamt das Gefühl vermittelt, ihre Arbeitsleistung sei nicht gut genug und sie bleibe hinter den Erwartungen zurück. Oftmals trifft Bossing allerdings vor allem motivierte Mitarbeitende, die nachweislich hohe Leistungen erbringen. Das Absprechen der Leistungsfähigkeit kann unterschiedliche Formen annehmen:


  • Aufgaben und Verantwortung entziehen: Der oder die Vorgesetzte entzieht dem Teammitglied Aufgaben, die ihm Spaß bereiten und seiner Leistung entsprechen. Stattdessen werden diese durch Aufgaben ersetzt, die weit unter seinem Leistungsniveau und der Qualifikation liegen.


  • Mit Arbeit überhäufen: Eine andere Variante des Bossings ist das Überhäufen mit Aufgaben, die an unrealistische Deadlines geknüpft sind. In der Regel sammeln Mitarbeitende viele Überstunden, da die Arbeit in ihrer Arbeitszeit nicht zu schaffen ist.


  • Kritik: Jeder noch so kleine Fehler wird angekreidet – teilweise sogar selbst dann, wenn die betroffene Person gar nicht schuld ist. Es finden übermäßig häufig Gespräche über die Leistung statt und es gibt Feedbacks, in denen vor allem Zweifel an der fachlichen Kompetenz vorherrschen. Das geht bis zu ungerechtfertigten Abmahnungen und Androhung der Kündigung.


  • Mikromanagement: Besteht der Chef oder die Chefin darauf, über jeden noch so kleinen Fortschritt im Projekt auf dem Laufenden gehalten zu werden, ist das nicht unbedingt ein Anzeichen für Bossing. Wer Mitarbeitende aber ohnehin schon auf dem sprichwörtlichen Kieker hat, nutzt diese Methode gern, um weiteren Druck auszuüben.
Ein Frau sitzt am Schreibtisch und stützt ihren Kopf genervt in ihre Hand. Hinter ihr ermahnt sie ein Mann.

Schlechtere Arbeitsbedingungen


Die Bedingungen, unter denen Menschen arbeiten, haben große Auswirkungen darauf, ob sie sich wohlfühlen oder nicht. Dabei ist es egal, ob sie im Büro oder auf einer Baustelle, in Teilzeit oder Vollzeit beschäftigt sind. Auch in dieser Hinsicht setzen manche Vorgesetzte Taktiken ein, um Mitarbeitende zu schikanieren.


  • Den Arbeitsplatz verschlechtern: Der Umzug in ein kleineres und ungemütlicheres Büro oder der Wechsel in ein anderes Team können Auswüchse einer Strategie sein, in der die Teamleitung oder Führungskraft gezielt die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Auch der Zwang, zurück ins Büro zu kommen, der nur eine oder wenige Einzelpersonen betrifft, während alle anderen aus dem Home-Office arbeiten, zählt dazu.


  • Arbeits- und Urlaubszeiten: Der Schichtplan berücksichtigt alle gleichermaßen fair, außer diese eine Person, für die auch der Urlaubsplan alles andere als rosig aussieht? Dann hatte die verantwortliche Person entweder einen schlechten Tag oder ein Problem mit dem betroffenen Menschen. Werden immer wieder Urlaubswünsche mit hanebüchenen Begründungen ausgeschlagen oder die Arbeitszeiten ganz offen nachteilig geplant, sollte die Personalabteilung oder die Geschäftsführung aufmerksam werden.

Mitarbeitende persönlich angreifen


Jetzt wird es persönlich: Verlässt der oder die Vorgesetzte mit der Kritik die fachliche Ebene und übt persönlichen Druck aus, ist das ein klares Anzeichen für Bossing.


  • Persönliche verbale Angriffe: Natürlich dürfen und müssen Vorgesetzte Kritik äußern – die sollte allerdings immer sachlich bleiben und Mitarbeitende nie persönlich angreifen. Führungskräfte, die Bossing betreiben, verlassen jedoch häufig den Boden der Tatsachen und kritisieren auf persönlicher Ebene. Besonders die Wortwahl ist dabei eine starke Waffe. Ein inhaltlicher Aufhänger wird genutzt, um Mitarbeitende zu beleidigen, zu bedrohen und niederzumachen. Auseinandersetzungen eskalieren und es gibt keine Möglichkeit zu einer friedlichen Einigung – der oder die Vorgesetzte zeigt gar kein Interesse daran.


  • Im Team schlecht darstellen: Leider bleibt Bossing oft keine Angelegenheit zwischen zwei Personen. Denn Vorgesetzte beziehen dabei auch das Team ein. Dabei streuen sie Gerüchte, verbreiten Lügen und nutzen andere Methoden, um die betroffene Person im Kollegium schlecht dastehen zu lassen. Oftmals ist es auch eine Taktik, Mitarbeitende vor dem Team bloßzustellen und Kritik in großen Meetings und Versammlungen lautstark zu äußern.


  • Isolation: Aus dem vorhergehenden Punkt folgt oft, dass sich Mitarbeitende selbst isolieren oder vom Team gemieden werden. Oftmals wird aber auch ein Ausschluss direkt angestrebt, indem Mitarbeitenden wichtige Informationen vorenthalten werden oder sie an bestimmten Veranstaltungen schlichtweg nicht teilnehmen dürfen. Vorgesetzte etablieren auch eigene exklusive Runden mit anderen Mitarbeitenden, an denen die Persona non grata nicht teilnehmen darf. Eine Form der Isolation kann auch die Meidung sein – so verlässt beispielsweise die Führungsperson direkt den Raum, wenn ihr Opfer diesen betritt.
Eine Gruppe von hellgrauen Strichpersonen hält Hände und steht in einer Reihe. Vor ihnen steht eine einzelne, schwarze Strichperson.

Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Was sind die Folgen von Bossing?


Wer Bossing bzw. Mobbing am Arbeitsplatz vom Chef oder der Chefin erfährt und diesem starken psychischen Druck länger ausgesetzt ist, geht natürlich nicht unbeschadet daraus hervor. Die Psyche leidet unter dem dauerhaften emotionalen Beschuss durch eine Person, die eigentlich für ihre Teammitglieder verantwortlich ist und Sorge tragen sollte. Der Leistungsverlust kann eine direkte Folge sein.


Denn Betroffene werden systematisch demotiviert und fangen schnell an, selbst an ihrer Leistung und ihrem Können zu zweifeln. Sie erbringen daraufhin tatsächlich nicht mehr die übliche Leistung. Vorgesetzte haben dann mehr Anlass zur Kritik und Betroffene finden sich schnell in einem Teufelskreis wieder.


Die Belastung durch die toxische Arbeitsumgebung kann sich außerdem in Angstzuständen, Schlafstörungen, Stresssymptomen und psychosomatischen Symptomen wie Übelkeit, Magenschmerzen, Kopfschmerzen oder Migräne äußern. Typische Begleiterscheinungen einer Depression, wie Niedergeschlagenheit, anhaltende Traurigkeit, Freudlosigkeit, Interessenverlust, Schuldgefühle, Konzentrationsschwäche und Selbstzweifel, gehören ebenfalls zu den möglichen Folgen.


Hält dieser Zustand an, kann es zu Burnout und längerer Krankheit kommen. Oftmals entscheiden Mitarbeitende vor oder während einer Krankschreibung selbstständig, das Unternehmen zu verlassen.


Übrigens: Das toxische Arbeitsklima hat nicht nur Auswirkungen auf die direkten Beteiligten, sondern kann sich auch auf die Stimmung im Team auswirken. So kann es zu Unsicherheiten oder Unstimmigkeiten im Kollegium und gegenüber der Teamleitung führen.

Hilfe bei Bossing in akuten Situationen


Nimmst du in deinem eigenen Team oder bei Angehörigen eine dauerhafte psychische Belastung wahr, die einen so negativen Einfluss hat, dass sie in Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch mündet oder sogar zu suizidalen Gedanken führt, solltest du dringend therapeutische Hilfe suchen. Diese bekommst du z. B. bei der Telefonseelsorge.

Welche Gründe gibt es für Bossing?


Es gibt diverse Ursachen für Bossing oder das Mobbing von oben. Oftmals ist die eigene Unsicherheit der Führungskraft der Grund für die toxischen Verhaltensweisen. Fühlt sie sich nicht anerkannt, respektiert oder qualifiziert genug, kann sich dies als Bossing äußern.


Mangelnde Führungskompetenz und übermäßiger Druck von der darüberstehenden Führung sind ebenfalls bekannte Ursachen. In einigen Fällen sind persönliche Differenzen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden der Nährboden für Mobbing am Arbeitsplatz.


Ganz wichtig: Bossing geht nicht nur von einer Person aus. Ein Unternehmen, in dem solche Verhaltensweisen zutage treten, ist in der Verantwortung, zu handeln und entsprechende Kontrollmechanismen zu etablieren, die Bossing verhindern.

Was bezweckt jemand mit Bossing?


Wer Bossing ausübt, kann unterschiedliche Ziele verfolgen. So kann das Verhalten eine reine Machtdemonstration sein, die Mitarbeitenden Respekt einflößen soll. In vielen Fällen ist das klare Ziel der Zermürbungstaktik, Mitarbeitende loszuwerden – sie also zur Kündigung zu bewegen.


Das ist mitunter bei teuren oder auch älteren Mitarbeitenden der Fall. Unliebsam gewordene Teammitglieder, die einen besonderen Kündigungsschutz haben oder unkündbar sind, können ebenfalls Opfer von Bossing werden.

Wer ist am häufigsten von Bossing betroffen?


Tatsächlich trifft Bossing vor allem jüngere und unerfahrene Mitarbeitende. Das zeigt eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und der University of Copenhagen. Dabei gab es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Bossing-Anzeichen: So erkennst du das unfaire Verhalten


Es ist nicht ganz einfach, Bossing zu erkennen und sich ganz sicher zu sein, dass eine Führungskraft mobbt. Bist du selbst in der Position, ein Unternehmen oder Team zu leiten oder hast Personalverantwortung? Dann findest du in unserer Checkliste ein paar Anhaltspunkte, die dir dabei helfen können, zu entscheiden, ob du es in deinem Unternehmen oder Team mit Bossing zu tun hast. Das setzt voraus, dass du selbst grundsätzlich ein gutes Gespür für deine Mitarbeitenden hast und nah an ihrem Arbeitsalltag bist.


1. Ständige unsachliche Kritik


Jemand wird häufig kritisiert, obwohl die Kritik nicht auf konkreten Fehlern oder nachvollziehbaren Gründen basiert.


2. Wichtige Informationen werden vorenthalten


Die Person erhält keine oder nur unzureichende Informationen, die sie für ihre Arbeit benötigt.


3. Ausschluss von Team- oder Projektbesprechungen


Die betroffene Person wird bewusst von Meetings oder relevanten Entscheidungen ausgeschlossen.


4. Unangemessene Aufgabenverteilung


Jemand erhält Aufgaben, die entweder weit unter seiner Qualifikation liegen oder unerfüllbar sind.


5. Öffentliche Demütigungen


Der oder die Vorgesetzte stellt eine Person vor Kolleginnen und Kollegen bloß oder erniedrigt sie in Meetings.


6. Verweigerung von Kontakt und Gesprächen


Die jeweilige Führungskraft verweigert bewusst Gespräche oder meidet das Teammitglied, auch wenn es Klärung sucht.


7. Soziale Isolation


Die Person wird gezielt von der Kommunikation und Zusammenarbeit im Team ausgeschlossen.


8. Unfaire Leistungsbeurteilungen


Trotz guter Leistungen bekommt das Teammitglied wiederholt schlechte Beurteilungen oder Abmahnungen.


9. Verbreitung falscher Gerüchte


Die entsprechende Führungskraft verbreitet Lügen oder Gerüchte über die betroffene Person, um deren Ruf zu schädigen.


10. Psychischer Druck


Die Person fühlt sich dauerhaft gestresst und überfordert und leidet an Angst oder Schlafstörungen aufgrund des Verhaltens der Führungskraft.


Die Rechtslage: Ist Bossing strafbar?

Es gibt im Arbeitsrecht keinen Straftatbestand namens „Bossing“. Grundsätzlich gilt aber: Kommt ein Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht nicht nach, kann die betroffene Person ihn auf Unterlassung und Schadensersatz sowie Schmerzensgeld verklagen, z. B. für einen Verdienstausfall und Heilungskosten. Die Beeinträchtigung von Gesundheit und Persönlichkeitsrechten sind ausreichende Klagegründe.


Ein Ergebnis kann eine Abmahnung gegen den Täter oder die Täterin sein. Sollte das Opfer vom Arbeitgeber eine Kündigung erhalten, kann es gegen diese ebenfalls vor dem Arbeitsgericht klagen. Schmerzensgeld und Schadenersatz werden zivilgerichtlich verhandelt.


Gerichtsurteile zum Bossing


Arbeitsgericht Eisenach, Urteil vom 30.08.2005

Einer Arbeitnehmerin wurde ein Schmerzensgeld in Höhe von 17.500 EUR zugesprochen, da sie belegen konnte, dass sie systematisch in über 30 Fällen Persönlichkeitsverletzungen durch ihren Arbeitgeber erlitten hatte.


Verwaltungsgericht Halle, Urteil vom 27.03.2019

Ein Vorgesetzter mobbt eine Beamte: Für die Persönlichkeitsverletzungen und die gesundheitlichen Schäden, die ihr dadurch entstanden, sprach ihr das Gericht Schmerzensgeld und Schadensersatz zu.

Bossing: Was tun? Tipps, wie du damit umgehst


Du bist selbst Chef, Chefin, vorgesetzte Person, Führungskraft oder hast auf andere Art Verantwortung für Untergebene oder Personal? Am besten legst du schon im Verhaltenskodex eures Unternehmens fest, wie mit Mobbing und Bossing umzugehen ist.

 

Das Verhindern solcher Verhaltensweisen sollte natürlich schon viel früher beginnen – mit dem Aufbau einer gesunden Unternehmenskultur. Dennoch schadet es nicht, deinen Mitarbeitenden die folgende Leitlinie an die Hand zu geben – für den Fall, dass sie sich eines Tages im Laufe ihres Berufslebens mit Bossing konfrontiert sehen.

 

Zu einer gesunden Unternehmenskultur zählen u. a. emotionale Intelligenz bei der Unternehmensführung, eine effektive Teamzusammenarbeit, motivierende Teambuilding-Aktivitäten und vieles mehr. Im Wissenswert-Bereich von SELLWERK findest du zahlreiche informative und inspirierende Artikel, die dein Unternehmen zum guten Arbeitgeber machen.

Mehrere Menschen sitzen an einem Tisch mit vielen Unterlagen und klatschen. Eine Frau und ein Mann geben sich glücklich die Hand.

Eine Leitlinie für Mitarbeitende: Was sollten Betroffene von Bossing tun?


Wenn du das Gefühl hast, dass dein Vorgesetzter oder deine Vorgesetzte dich mobbt oder Bossing betreibt, solltest du das nicht stillschweigend hinnehmen. Mobbing und Bossing sind inakzeptabel. Gehe stattdessen wie folgt vor:


1. Das Gespräch suchen: Auch wenn es schwer ist, solltest du zuerst einmal das Gespräch mit deiner oder deinem Vorgesetzten suchen. Traust du dir das nicht allein zu, kannst du eine weitere Person aus dem Kollegium oder Betriebsrat dazu holen.


2.Ein Tagebuch/Protokoll führen: Bossing ist in der Regel ein systematisches und wiederkehrendes Verhalten. Schreibe genau auf, was dir am Arbeitsplatz widerfährt, und notiere im besten Fall auch Personen, die die Vorfälle bezeugen können. Sammle Mails oder andere Beweise.


3. Hilfe suchen bei Bossing: Ist das Gespräch mit der Führungskraft nicht möglich, weil sie dem ausweicht oder die Situation bereits zu verfahren ist, solltest du dir Hilfe aus anderen Bereichen suchen. Das können z. B. das Compliance-Management, Mobbing-Beauftragte, Antidiskriminierungsstellen, betriebliche Sozialberatung, der Betriebsrat oder die Führungskraft eine Hierarchie-Ebene höher sein.


Bist du Mitglied in einer Gewerkschaft, kann dir auch diese helfen. Geht es um ein kleines oder mittelständisches Unternehmen ohne solche Anlaufstellen, kannst du dich an externe Organisationen wenden, etwa eine Mobbing-Beratung (viele Bundesländer haben eine eigene Beratungsstelle dafür), ein Opfertelefon, die Seelsorge oder auch andere auf Mobbing spezialisierte Telefondienste von Hilfsorganisationen.


4.Dem Unternehmen melden: Dein Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, Fälle von Mobbing und Bossing zu prüfen, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird. Außerdem muss er die Meldung dokumentieren, falls es später zu einer arbeitsgerichtlichen Verhandlung kommt.


5. Krankschreibung: Deine mentale und physische Gesundheit ist das Wichtigste. Hast du länger als 14 Tage depressive Gedanken, körperliche Beschwerden oder Schlafstörungen, solltest du auf jeden Fall eine ärztliche Praxis aufsuchen. Eine Krankschreibung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt für deine Gesundheit.


Du hast sogar ein Leistungsverweigerungsrecht, wenn dein Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt – du kannst theoretisch einfach nicht mehr zur Arbeit gehen. Bevor du von diesem Recht Gebrauch machst, empfehlen wir aber dringend, eine Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen.


6. Kündigung: Jede 7. betroffene Person würde bei Mobbing den Job wechseln, wie eine Studie von Statista und YouGov ergab. Wenn die Situation nicht auszuhalten und auch keine Lösung in Sicht ist, stellt ein Jobwechsel eventuell die gesündeste Entscheidung für dich dar. Das allerdings nicht, ohne vorher mit einer Anwaltskanzlei gesprochen zu haben. Denn oftmals kannst du mit rechtlichem Beistand eine Abfindung oder sogar Schmerzensgeld herausholen.


Außerdem solltest du dich zum Thema außerordentliche Kündigung und Aufhebungsvertrag beraten lassen, falls du früher aus dem Arbeitsvertrag raus möchtest.


7. Die Situation aufarbeiten: Ist die Belastung besonders hoch, solltest du dir auf jeden Fall psychologische Hilfe suchen – auch nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen. Eine Therapie kann dir helfen, das Erlebte zu verarbeiten und ohne Angst in einen neuen Job zu gehen.

Fazit: Niemand muss Bossing aushalten


Es gibt keine Rechtfertigung für ein Verhalten, das Mitarbeitende psychisch belastet und gezielt zermürbt. Siehst du jemanden in deinem Unternehmen mit Bossing konfrontiert, solltest du schnellstmöglich Hilfe anbieten. In großen Firmen stehen dafür ein Betriebsrat, eine Diskriminierungsstelle oder ein Rechtsbeistand zur Verfügung.


Kleine und mittelständische Betriebe haben solchen Luxus oft nicht, aber es sollte dennoch jedes Unternehmen dafür sorgen, dass eine vertrauenswürdige Ansprechperson für alle Mitarbeitenden bereitsteht. Zudem kannst du Bossing von Anfang vermeiden, indem du eine positive, offene und wertschätzende Unternehmenskultur pflegst.


Gutes Betriebsklima und ein fairer Umgang miteinander wirken nicht nur nach innen, sondern sorgen auch für eine positive Strahlkraft nach außen hin. Wenn du bzw. dein Betrieb diese Voraussetzung erfüllt, hast du dir dein SELLWERK Trusted-Siegel wirklich verdient.

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