Personalbedarfsplanung – Ein wichtiges HR-Tool?
- 60 mal angesehen
Personalbedarfsplanung: Wie KMU realistisch planen
Zu viel zu tun und zu wenig Mitarbeitende? Viele kleine und mittelständische Unternehmen kennen dieses Problem. Lastet zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern, kann das Teammitglieder langfristig vergraulen. Genauso schlimm ist es, wenn der Betrieb zu viele Leute beschäftigt. Die Lösung: Personalbedarfsplanung. Wie der Mittelstand davon profitieren kann und wie du sie umsetzt, erfährst du hier.
Personalbedarfsplanung: eine Definition
Der Begriff ist schon fast selbsterklärend: Es geht darum, den Bedarf an Personal in einem Unternehmen zu planen. Je nach Projektlage und der Menge der Aufgaben hat jedes Unternehmen einen bestimmten Bedarf an Mitarbeitenden. Dieser kann mit der Auftragslage oder den Zielen des Betriebes steigen oder sinken. Die Personalbedarfsplanung ist dabei die Grundlage für die effiziente Nutzung des vorhandenen Budgets.
Gibt es zu viele Mitarbeitende, arbeitet das Unternehmen ineffizient und muss zu hohe Personalkosten stemmen. Am Ende verdient es im schlimmsten Fall weniger Geld, als es ausgibt oder macht deutlich weniger Gewinn als möglich wäre. Ist die Anzahl der Mitarbeitenden zu gering, lastet zu viel auf wenigen Schultern – ebenfalls eine Situation, in der das Team nicht effizient arbeitet. Mit einer Personalbedarfsplanung findest du heraus, ob du Mitarbeitende einstellen, kündigen oder Weiterbildungen anstoßen solltest.
Vorteile der Personalbedarfsplanung:
· Bessere Ressourcennutzung
· Kosteneffizienz
· Produktivitätssteigerung
· Höhere Mitarbeitermotivation
· Planungssicherheit bei Schwankungen
· Zukunftssicherheit
· Rechtliche Sicherheit
· Erhöhte Wettbewerbsfähigkeit
Personalbedarf Definition: Was ist das eigentlich?
Jedes Unternehmen benötigt Personal. Den genauen Bedarf kannst du quantitativ und qualitativ betrachten. Zusätzlich gibt es sechs verschiedene Arten des Personalbedarfs.
Quantitativer Bedarf: Es geht um die Quantität, also die reine Anzahl der Mitarbeitenden. Eine einfache Zahl, die aussagt, wie viele Leute es braucht, um alle anfallenden Aufgaben zu erledigen – ohne, dass jemand massiv Überstunden macht oder Däumchen dreht. Diese Zahl kannst du mit einer Formel berechnen.
Qualitativer Bedarf: Hier wird es etwas komplizierter. Denn es handelt sich um den Bedarf an Qualifikationen und Skills, die deine Mitarbeitenden mitbringen müssen, um die Aufgaben nicht nur zu stemmen, sondern auch im Sinne des Unternehmens zu erledigen. Der qualitative Bedarf ist nicht einfach zu berechnen. Denn du musst hierbei genau bedenken, welche Fähigkeiten deine Mitarbeitenden bereits mitbringen und was noch fehlt. Fehlende Qualifikationen kannst du durch Weiterbildungen oder neue Mitarbeitende ausgleichen.
Diese Personalbedarfsarten gibt es:
· Einsatzbedarf: Die Anzahl an Mitarbeitenden, die dauerhaft für das laufende Geschäft vorhanden sein muss.
· Reservebedarf: Mitarbeitende, die das Unternehmen braucht, wenn krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen Leute aus dem Einsatzbedarf ausfallen.
· Neubedarf: Neue Mitarbeitende, die das Team zur Erreichung neuer Ziele oder durch die Steigerung des Arbeitspensums bereichern sollen.
· Ersatzbedarf: Diese Mitarbeitenden ersetzen Leute, die das Unternehmen verlassen.
· Zusatzbedarf: Zusätzliches Personal, das nur zeitweise, z. B. saisonal oder projektbasiert, benötigt wird.
· Minderbedarf: Besteht, wenn die Menge der angestellten Personen über dem tatsächlichen Bedarf liegt.
Personalbedarf: Diese Stellen planst du
Den Unterschied zwischen Vollzeit- und Teilzeitkräften, Werkstudierenden oder externen Mitarbeitenden musst du im Personalbedarfsplan berücksichtigen. Grundsätzlich kannst du jede Arbeitskraft mit ihrem Anteil in die Planung einbringen. Benötigst du eine Vollzeitkraft, wird diese mit dem Faktor 1 einberechnet. Eine Teilzeitkraft mit 30 Stunden wird mit dem Faktor 0,75 verbucht. So kannst du alle nötigen Arbeitskräfte einberechnen. Externe Mitarbeitende oder mit Agenturen vereinbarte Stunden aus Rahmenverträgen lassen sich so ebenfalls managen.
Neubedarf an Personal, aber keine Bewerbungen in Sicht? Mit SELLWERK Jobs findest du die richtigen Menschen, um die Lücke zu schließen und deine Ziele zu erreichen.
Planen: So berechnest du den Bedarf
Mit einer einfachen Formel kannst du den Personalbedarf berechnen. Hier gibt es einen Unterschied zwischen dem Bruttopersonalbedarf und dem Nettopersonalbedarf. Der Bruttopersonalbedarf entspricht dem Personal, das du insgesamt benötigst. Er setzt sich aus Einsatzbedarf und Reservebedarf zusammen. Der Nettopersonalbedarf ist die Menge an Personal, die du noch nicht zur Verfügung hast. Er berechnet sich mit folgender Formel:
Nettopersonalbedarf = Bruttopersonalbedarf - (Personalbestand + Neuzugänge - Abgänge)
Schauen wir uns das an einem Beispiel an. Eine Firma hat einen Einsatzbedarf von 200 Mitarbeitenden. Der Reservebedarf entspricht 30 Mitarbeitenden. Es ergibt sich ein Bruttopersonalbedarf von 230 Mitarbeitenden. Das Unternehmen verzeichnet in Kürze 5 Neuzugänge und 25 Abgänge.
Nettopersonalbedarf = 230 - (200 + 5 - 25) = 50
Das Unternehmen ermittelt einen Personalbedarf von 50 Mitarbeitenden. Diesen kann es beispielsweise durch Outsourcing oder Neueinstellungen erreichen.
Personalbedarfsplanung: So sammelst du wichtige Daten
Nutze summarische und analytische Methoden, um die Arbeitsstunden zu bestimmen, die dein Unternehmen benötigt, um seine Ziele zu erreichen. Diese Zahlen benötigst du für die Ermittlung deines Personalbedarfs.
Summarische Methoden: Hier geht’s um die nackten Kennzahlen deines Unternehmens. Schau dir die wichtigen Schlüsselzahlen an, beispielsweise das Verhältnis von Umsatz und Abteilungsgröße oder wie viele Mitarbeitende einer Führungskraft unterstellt sind. Gibt es Kennzahlen, die etwas darüber aussagen, wie gut Teams ihre Ziele erreichen, kannst du diese ebenfalls einbeziehen.
Analytische Methoden: Damit findest du heraus, wie viel Zeit Mitarbeitende tatsächlich für ihre Aufgaben benötigen. Mitarbeitende können die Zeit erfassen, die sie für ihre Aufgaben benötigen oder externe Unternehmen analysieren die Dauer für die Umsetzung von einzelnen Tasks oder Projekten.
Hilfe bei der Bestandsaufnahme: Tools zur Zeiterfassung können dir dabei helfen, einen Überblick zu bekommen. Ebenfalls sinnvoll sind KI-Analyse-Tools, die dir ein Gefühl dafür geben können, wie sich der Markt oder deine Branche entwickelt oder den Mehraufwand durch neue Aufträge und Projekte berechnen.
Umsetzen: So kannst du Personalstrukturen anpassen
Gibt die Personalbedarfsermittlung Aufschluss darüber, dass es einiger Anpassungen bedarf, gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu handeln.
Zu wenig Personal? Die folgenden Maßnahmen können helfen:
· Prozesse automatisieren
· Aufgabenbereiche outsourcen – z. B. an Dienstleister
· Leiharbeit in Anspruch nehmen
· Neue Mitarbeitende einstellen
· Interne Versetzung von Mitarbeitenden
· Zusammenarbeit von Teams fördern
· Aufgaben priorisieren
Hast du zu viel Personal, sind diese Maßnahmen möglich:
· Sabbaticals anbieten
· Mitarbeitende früher in Rente gehen lassen
· Arbeitszeitmodelle anpassen
· Interne Versetzung von Mitarbeitenden
· Kündigungen und Stellenabbau
Personalbedarfsplanung im Unternehmen: Wann sie nötig ist
Neue Strategie, Veränderungen am Markt oder steigende Kosten? Eine Personalbedarfsplanung ergibt in verschiedenen Szenarien Sinn. In diesen Fällen solltest du den Bedarf berechnen:
Saisonale Veränderungen: Dein Unternehmen arbeitet in einem Bereich, in dem es saisonale Unterschiede gibt? So brauchst du zum Saisonstart vermutlich deutlich mehr Mitarbeitende als außerhalb dieser Zeit. Du berechnest in diesem Fall den Zusatzbedarf an Personal.
Neue Ziele, neue Strategie und Wachstum: Passt dein Unternehmen seine Ausrichtung an oder expandiert es, ändert sich etwas in der Personalstruktur. Hier wirfst du am besten direkt einen Blick auf den qualitativen Bedarf und beurteilst, ob die bisherigen Mitarbeitenden die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen. Gerade wenn es um Wachstum oder Expansion geht, ist die Einstellung neuer Mitarbeitender oft notwendig. Du berechnest also den Neubedarf.
Ausscheiden von Mitarbeitenden: Es gibt viele Gründe, warum Menschen ein Unternehmen verlassen. Betrifft es mehrere Menschen im Team, zum Beispiel aufgrund des Alters, musst du den Ersatzbedarf an Personal ermitteln.
Veränderungen am Markt und in der Wirtschaft: Schwarze Zahlen und Gewinne bleiben künftig vermutlich eher aus? Dann wird es vermutlich Zeit, die Personalkosten zu senken. Du ermittelst den Minderbedarf, also die Arbeitskräfte, die du einsparen musst. Ist hingegen der Markt auf dein Produkt oder deine Dienstleistung gekommen, hat dein Team vermutlich alle Hände voll zu tun und du kannst den Neubedarf ermitteln, mit dem du dein Team bereicherst.
Kurzzeitige Ausfälle: Sabbaticals, Kuren und lange Urlaube können dafür sorgen, dass Mitarbeitende für einen gewissen Zeitraum ausfallen. Weißt du das schon vorher, kannst du den Reservebedarf ermitteln.
Achtung: Bei aller Wirtschaftlichkeit solltest du in jedem Fall das Wohl deiner Mitarbeitenden im Hinterkopf behalten. Gerade in puncto Kündigungen solltest du nicht vorschnell handeln. Alternative Möglichkeiten sind interne Versetzungen oder Weiterbildungen.
Gut zu wissen: Personalbedarfsplanung vs. Personaleinsatzplanung
Wenn es um die Personalstruktur geht, ist neben der Personalbedarfsplanung die Personaleinsatzplanung von hoher Bedeutung. Beides greift ineinander. Während du beim Bedarf lediglich ermittelst, wie viele Mitarbeitende du benötigst, entscheidest du bei der Einsatzplanung, wie du die vorhandene Arbeitskraft einsetzt. Dabei spielen die Fähigkeiten und Qualifikationen der individuellen Personen eine Rolle. In der Personaleinsatzplanung stellst du sicher, dass alle ihre Stärken im Sinne des Unternehmens ausspielen können. Durch Maßnahmen, wie Job Enlargement kannst du dabei Lücken schließen und Mitarbeitende in deinem Unternehmen halten.
Herausforderungen für KMU in der Personalbedarfsplanung
Um die Effizienz zu steigern und Schwankungen in der Auftragslage zu begegnen, ist die Personalbedarfsplanung ein hilfreiches Mittel. Sie hat dennoch nicht nur Vorteile und besonders KMU haben mit einigen Herausforderungen zu kämpfen.
KMU haben oft Schwierigkeiten, ihre Personalplanung flexibel zu gestalten. Sie hängen stark von Schlüsselpersonen ab, die viele wichtige Aufgaben übernehmen. Fällt eine dieser Personen aus oder verlässt das Unternehmen, ist es sehr schwer, sie zu ersetzen Deshalb ist es wichtig, Aufgaben klar zu dokumentieren und Nachwuchs frühzeitig zu fördern.
Fachkräfte zu finden, ist ebenfalls eine Herausforderung – vor allem, weil KMU oft weniger attraktive Gehälter oder Benefits bieten können als große Unternehmen. Flexible Arbeitszeiten oder der Einsatz von Freelancern erfordern viel Planung, was ohne Personalabteilung schwierig ist. Trotzdem müssen auch kleine und mittlere Unternehmen arbeitsrechtliche Vorgaben einhalten – von Arbeitszeitgesetzen über Datenschutz bis hin zu Tarifvereinbarungen. Wer hier sauber arbeitet, vermeidet rechtliche Risiken und sorgt für Compliance.
SELLWERK
Community
Vernetze dich mit gleichgesinnten Unternehmern, tausche Erfahrungen aus und wachse gemeinsam

0 Kommentar
Ähnliche Artikel
Alle Artikel anzeigenBarrierefreies Bauen: Inklusive Architektur umsetzen
Erfahre, wie barrierefreies Bauen die Inklusion fördert und welche Chancen es für dein Unternehmen und die Baubranche bietet.
1 Like • 2 mal geteiltErfolgreiche Kooperationen: Tipps für starke Partnerschaften
Nutze strategische Kooperationen für mehr Erfolg! Erfahre, wie du starke Geschäftspartnerschaften aufbaust und deine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen kannst.
Zeitmanagement für Unternehmer: Arbeitsalltag optimieren
Optimiere dein Zeitmanagement im Arbeitsalltag! Erfahre effektive Methoden, um produktiver zu arbeiten und deine Aufgaben effizient zu erledigen.
1 mal geteiltModerne Büros in KMUs: Produktivität & Kreativität steigern
Steigere Kreativität und Produktivität in deinem KMU! Moderne Büros mit flexiblen Konzepten und innovativer Technik schaffen inspirierende Arbeitsumgebungen.
3 Likes

