Tantieme: finanzieller Anreiz für Mitarbeitende

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Würfel mit der Aufschrift "Tantiemen"

Tantiemen: Zusätzlicher Motivator für Mitarbeitende im Mittelstand?


Wer seine Mitarbeitenden fair vergüten möchte, hat mehr Möglichkeiten als ein Gehalt und den bekannten Obstkorb. Ein Antrieb zu mehr Leistung und Motivation können Zusatzzahlungen wie Tantiemen sein. Der finanzielle Anreiz ist für verschiedene Branchen interessant, birgt aber auch Risiken. Hier erfährst du welche.


Was sind Tantieme?


Das Wort „tantième“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „soundso viel“. Es handelt sich um eine Zahlung, die an eine gewisse Leistung oder ein Ergebnis geknüpft ist. Mitarbeitende erbringen eine individuelle Leistung und profitieren vom Gesamterfolg des Unternehmens. Vereinbart ein Unternehmen mit Mitarbeitenden die Zahlung einer Tantieme, erhalten diese einen gewissen Prozentsatz des Umsatzes oder Gewinns als zusätzliche Entlohnung zu ihrem Gehalt. In der Regel kommen vor allem Vorstände und Mitglieder der Geschäftsführung in den Genuss von Tantiemen. Auch im Mittelstand gewinnen Tantieme immer mehr an Bedeutung.


Vorteile von Tantiemen


·      Leistungsanreize und gesteigerte Motivation

·      Mitarbeiterbindung

·      Flexibilität der Kosten

·      Wettbewerbsfähige Vergütung


Nachteile von Tantiemen

·      Komplexität

·      Unvorhersehbarkeit der Auszahlung

·      Kurzfristiger Fokus

·      Hoher Verwaltungsaufwand

·      Mitarbeitende können sie als ungerecht empfinden


Gut zu wissen: Der Unterschied zu Boni und Dividenden


Neben Tantiemen sind in Unternehmen Bonuszahlungen und Dividenden als finanzielle Zusatzleistungen bekannt. Das sind die Unterschiede:


Tantieme: Die variable Vergütung orientiert sich am Unternehmenserfolg. Sowohl Mitarbeitende als auch Führungskräfte können eine Tantieme erhalten. Die Berechnung der Tantieme muss der Betrieb mit Mitarbeitenden vertraglich vereinbaren.


Dividende: Die Dividende ist eine Beteiligung am Gewinn eines Betriebes. Sie steht Gesellschaftern und Aktionären zu. Basis ist die Menge der Anteile oder Aktien – je höher die Anteile, desto höher auch die Dividende.


Bonuszahlung: Die Bonuszahlung ist eine Belohnung für individuelle Leistungen und Erfolge. Mitarbeitende, die ein zuvor vereinbartes Ziel erreichen, erhalten sie unabhängig vom Unternehmenserfolg.


Tantieme: Diese Arten gibt es


Unternehmen haben verschiedene Anpassungsmöglichkeiten für die Sonderzahlung:


·      Umsatztantieme: Die Höhe der Tantieme richtet sich nach dem Umsatz. Es wird ein fest vereinbarter Prozentsatz gezahlt.


·      Gewinntantieme: Gleiches Prinzip, andere Bemessungsgrundlage. Die Berechnung der Tantieme richtet sich nach dem Gewinn. Auch hier handelt es sich um eine klassische Kennzahlentantieme.


·      Ermessenstantieme: Gibt es keine feste Grundlage für die Berechnung der Tantieme, legt das Unternehmen sie nach eigenem Ermessen fest.


·      Patenttantieme: Wer etwas erfindet, und ein Patent anmeldet, kann damit Geld verdienen. Firmen, die die Erfindung nutzen möchten, zahlen Tantiemen an die Person, die das Patent angemeldet hat.


·      Lizenztantieme: Diese Ausschüttung ähnelt der Patenttantieme, bezieht sich aber auf Lizenzen – z. B. für Markenrechte oder Software.


·      Garantierte Tantieme: Sie ist nicht an ein Gewinn- oder Umsatzziel geknüpft. Mitarbeitende müssen eine bestimmte Leistung erbringen und werden in jedem Fall vergütet. Diese Variante kommt häufig im schriftstellerischen Bereich zum Einsatz.


Nur für die Geschäftsführung? Diese Mitarbeitenden bekommen Tantiemen


Vorstände, die große Unternehmen führen, erhalten Tantiemen, sofern dies im Arbeitsvertrag schriftlich festgehalten ist. Leitende Mitarbeitende im Mittelstand können ebenfalls davon profitieren. Allerdings ist die Tantieme nicht ausschließlich hochrangigen Mitarbeitenden vorbehalten. 


Tantiemen für die Geschäftsführung


Der typische Fall ist, dass die Geschäftsführung eine erfolgsabhängige Vergütung erhält. Diese Kennzahlvergütung ist an Gewinn oder Umsatz geknüpft. Geschäftsführende sind oft keine klassischen Angestellten, sondern Eigentümer oder Teilhaber des Unternehmens. Sie möchten sich neben dem Gehalt einen finanziellen Anteil am Erfolg des Unternehmens sichern. Vertragliche Regelungen können in Form einer Tantieme erfolgen.


Tantiemen für leitende Angestellte


Angestellte erhalten grundsätzlich ein festes Gehalt. Eine variable Vergütung kann Fachkräften jedoch einen Anreiz bieten, länger im Unternehmen zu bleiben. Die Tantieme ist zugleich eine Motivation, um bessere Leistungen zu erbringen. Leitende Angestellte sichern sich die Ausschüttung, indem sie Unternehmens- oder Teamziele erreichen. Dazu zählt unter anderem die Gewinnung eines wichtigen Kunden oder die Umsetzung eines Projektes.


Tantiemen für Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung


Es ist zwar selten, aber durchaus möglich, dass auch Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung Tantiemen erhalten. Grundlage sind häufig individuelle Leistungs- und Zielvereinbarungen. Teamziele können ebenfalls mit einer Tantieme belohnt werden. Die Berechnungsgrundlage ist der Umsatz oder Gewinn des Unternehmens. Meist wird die Tantieme als jährliche Prämie gezahlt. Die Zahlungen fallen allerdings oft deutlich niedriger aus als bei der Geschäftsführung oder leitenden Angestellten.


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Richtig organisiert: Das musst du wissen, wenn du Tantiemen zahlen möchtest


Tantieme können Mitarbeitende motivieren, erfordern aber einiges an Planung. Dazu zählen folgende Punkte:


Zahlung der Tantiemen: Wann du sie zahlst, richtet sich nach der vertraglichen Vereinbarung. Üblich sind jährliche, quartalsweise oder projektbezogene Auszahlungen. Je nach Art der Tantieme kann es vorkommen, dass eine vereinbarte Tantieme nicht ausgezahlt wird. Bei einer gewinnbasierten Tantieme erfolgt keine Zahlung, wenn das Unternehmen keinen Gewinn erzielt. Nur bei garantierten Tantiemen gibt es eine feste Zahlung.


Vertragliche Regelung: Es gibt keine arbeitsrechtlichen Vorschriften für Tantiemen. Unternehmen und Mitarbeitende vereinbaren den Rahmen und die Bedingungen. Im Vertrag kann festgehalten werden, ob sie auch bei Kündigung anfallen, wann sie gezahlt werden und wie hoch der Prozentsatz ist.


Steuern und Sozialversicherung: Tantiemen sind steuer- und sozialversicherungspflichtig. Die zusätzliche Zahlung wird auf der Lohnsteuerabrechnung auf das Grundgehalt addiert und kann den Steuersatz erhöhen. Für das Unternehmen hingegen sinkt die Steuerlast, da Tantiemen betriebliche Ausgaben sind und den Gewinn schmälern.


Buchhaltung und Bilanz: Unternehmen müssen Tantiemen als Teil der variablen Vergütung in der Buchhaltung erfassen und buchen, wenn sie fällig werden. Im Jahresabschluss müssen Unternehmen Tantiemen als Teil der Verbindlichkeiten angeben, wenn sie fällig sind. Ziel ist es, ein realistisches Bild der finanziellen Lage des Unternehmens zu vermitteln.

Mitarbeiter arbeiten bei einem Meeting mit einem Whiteboard

Das Finanzamt schaut genau hin: Tantiemen als verdeckte Gewinnausschüttung


Tantiemen dürfen nie mehr als 25 Prozent des Gesamtgehalts betragen und müssen immer korrekt gebucht und versteuert werden. Andernfalls kann das Finanzamt sie als verdeckte Gewinnausschüttung einordnen. Diese liegt vor, wenn Gesellschafter einer Firma geheime Auszahlungen erhalten, die nicht als normale Ausschüttung sichtbar sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn jemand im Unternehmen ein überhöhtes Gehalt bekommt. Das Finanzamt vermutet dann oft eine Steuerhinterziehung.

Gut durchdacht: Das solltest du vor der ersten Tantieme bedenken


Du denkst darüber nach, Tantiemen zu zahlen? Dann solltest du die folgenden Punkte bedenken:


1.    Zielgruppe und Leistung: Lege fest, welche Mitarbeitenden für eine Tantieme in Frage kommen und wonach sich diese bemisst. Kläre außerdem, was die Ziele sind, die deine Angestellten für die Zahlung erreichen müssen.


2.    Ziele und Kriterien: Stelle sicher, dass die definierten Ziele zur Jahreszielplanung deines Unternehmens passen. Definiere Kennzahlen, mit denen du misst, ob ein Ziel erreicht wurde. Wenn du mit der Tantieme beispielsweise gesteigerte Produktivität anstrebst, solltest du auch festlegen, woran du diese erkennst.


3.    Kommunikation: Sprich offen mit Mitarbeitenden über die Ziele und Kriterien und stelle alle Informationen zur Verfügung, die sie brauchen. Sei transparent in der Berechnungsgrundlage der Tantieme und arbeite am besten mit Beispielen.


4.    Finanzierung: Da Tantiemen oftmals erfolgsbasiert sind, ergibt es Sinn, einmal durchzurechnen, welche Höhe du dir leisten kannst. Berücksichtige auch wirtschaftliche Schwankungen.


5.    Verwaltung: In puncto Finanzen solltest du auch die Arbeitszeit einberechnen, die für die Verwaltung und Integration der Zahlungen anfällt. Das betrifft vor allem Personalkosten für Buchhaltung und Verwaltung.


6.    Rechtliche Aspekte und Steuern: Stelle sicher, dass die vertraglichen Regelungen rechtlich einwandfrei sind und du die steuerlichen Aspekte bedenkst. Hier helfen Anwalts- und Steuerkanzleien.


7.    Feedback und Überprüfung: Du hast die erste Runde mit den Tantiemen gedreht? Dann sammle Feedback und werte die Ergebnisse aus. Passt etwas nicht, solltest du Anpassungen vornehmen.


Tantiemen im Mittelstand: Keine Ausnahme


Eine Vergütung nur für DAX-Vorstände? Nein, die Tantieme ist weiter verbreitet, als viele denken – auch im Mittelstand. Geschäftsführende von Architektur- und Ingenieurbüros haben hier die Nase vorn. Laut einer Statistik haben sie 2023 die höchsten Tantiemen erhalten – durchschnittlich 43.899 Euro.


Aber bringen Tantiemen Unternehmen echte Vorteile? Eine Studie der Georg-August-Universität in Göttingen untersuchte, wie sich Gewinnbeteiligung auf Mitarbeitende auswirkt. Prof. Dr. Michael Wolff und Ulrike Zschoche wählten die Siemens AG als Beispiel. Ihr Ergebnis: Angestellte zu beteiligen, steigert die Motivation. Modelle wie die Zahlung von Tantiemen können demnach die individuelle Leistungssteigerung und das Engagement fördern.


Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Die variable Vergütung kann Anreize, aber auch Unsicherheit bei Mitarbeitenden schaffen. Sie wissen oft nicht, wie hoch die Tantieme ausfällt, besonders, wenn externe Faktoren den Unternehmenserfolg beeinflussen und ihre eigene Leistung nicht ausreicht, um eine hohe Tantieme zu erreichen.

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