Richtig Feedback geben: so gelingt es
- 1 mal angesehen
Konstruktiv und hilfreich: Wie KMU richtig Feedback geben
Feedback ist kein „Nice-to-have“, sondern ein echter Motor für die Entwicklung deines Teams. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen schafft ehrliches, gut formuliertes Feedback Klarheit, Motivation und bessere Zusammenarbeit. In diesem Artikel erfährst du, wie du wirksam Feedback geben kannst.
Was bedeutet es, „gutes“ Feedback zu geben?
Gutes Feedback zu geben bedeutet, konstruktiv, spezifisch und zeitnah zu kommunizieren. Statt Verallgemeinerungen, sollte konstruktives Feedback stets konkrete Beobachtungen enthalten und eine Balance zwischen Lob und Verbesserungsvorschlägen bieten. Zudem ist es gekennzeichnet durch respektvolle Formulierungen und klare Handlungsempfehlungen. Entscheidend ist auch der Rahmen. Am besten eignet sich dazu ein Vieraugengespräch in einer ruhigen Minute. Das bietet deinen Mitarbeitenden die Chance, direkt Rückfragen zu stellen.
Konstruktives Feedback ist …
· lösungsorientiert
· hilfreich
· verständlich formuliert
· individuell und relevant
· motivierend
Wichtig ist vor allem die Intention. Wenn du jemandem Feedback geben möchtest, solltest du dich vorher fragen, ob diese Information hilfreich ist. Eine passende Frage, um das herauszufinden, ist: „Kann die Person etwas an diesem Verhalten ändern?“ Wenn ja, solltest du ihr das zurückmelden.
Beispiel 1: Eine Mitarbeiterin ist an drei Tagen hintereinander unpünktlich zur Arbeit erschienen. Dieses Verhalten kann er ändern, sodass es sinnvoll ist, ein Feedback zu geben.
Beispiel 2: Ein Mitarbeiter ist farbenblind und kann manchmal Inhalte in Präsentationen nicht richtig erkennen. Er kann daran nichts ändern – Feedback wäre nicht zielführend.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung von Feedback
Wie wertvoll es ist, Feedback zu geben, zeigt sich in verschiedenen Studien. Petia Genkowa und Gwenda Gassel von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Hochschule Osnabrück haben 2024 in einer Untersuchung herausgefunden, dass Feedback die Selbstwirksamkeit und die Lernbereitschaft erhöht. Die Selbstwirksamkeit ist die innere Überzeugung deiner Mitarbeitenden, dass sie Herausforderungen aus eigener Kraft meistern können. Besonders, wenn Menschen aus dem Kollegium Feedback geben, spornt das Arbeitnehmende dazu an, Neues zu lernen.
Emily Heaphy, Professorin für Management an der Universität von Massachussets und der chilenische Psychologe Marcial Losada wiesen bereits 2004 nach, dass Mitarbeitende sechs positive Rückmeldungen brauchen, um ein negatives Feedback wieder aufzuwiegen.
Und die Forschenden des Analyse- und Beratungsunternehmens Gallup berichteten nach einer Umfrage, dass Feedback in Unternehmen zu einem höheren Engagement, einer niedrigeren Fluktuationsrate, einer gesteigerten Rentabilität und einer verbesserten Produktivität führt.
Feedback geben: Das sind die typischen Situationen in KMU
In vielen Unternehmen ist es üblich, dass Führungskräfte Mitarbeitenden Feedback geben. Diese Form ist allerdings nicht immer passend. Je nach Situation und Organisationsstruktur kann es sinnvoller sein, wenn das Kollegium oder die Kundschaft die Rolle des Feedbackgebenden übernehmen. Folgende Möglichkeiten gibt es:
Führungskraft gibt Mitarbeitenden Feedback
Feedbackgespräche finden meist ein- bis zweimal jährlich im Einzelgespräch mit der Führungskraft statt – oft als sogenanntes Entwicklungsgespräch. Dabei geht es nicht nur um Feedback, sondern auch ums Gehalt oder individuelle Ziele. Gerade für neue Mitarbeitende ist dieser Abstand aber oft nicht ausreichend, da in der Einarbeitungsphase schneller Fehler passieren und Prozesse erst verinnerlicht werden müssen. Damit das Feedback zeitnah erfolgt, sollte der Einarbeitungsplan am besten einen monatlichen Austausch zwischen Führungskraft und Teammitglied enthalten.
Mitarbeitende geben Vorgesetzten Feedback
Geht das auch andersherum? Ja! Auch Vorgesetzte sollten regelmäßig Feedback bekommen. Im besten Fall findet das im Austausch statt – im Jahresgespräch oder bei monatlichen Meetings. Eine Alternative ist ein Formular, in dem Mitarbeitende anonym Rückmeldung geben können.
Feedback an eine Gruppe
Nach der Umsetzung eines Projekts oder bei der Zusammenarbeit in Teams kann es sinnvoll sein, dass eine ganze Gruppe Feedback bekommt. Das bezieht sich auf die Gesamtleistung und Zusammenarbeit. Die Anteile, die einzelne Personen daran haben, spielen eine Rolle, stehen aber nicht im Fokus.
Peer-Feedback
Dabei holen sich Mitarbeitende aktiv Feedback von den Menschen ein, mit denen sie häufig zusammenarbeiten.
360-Grad-Feedback
Bei dieser Methode bekommen Mitarbeitende eine umfassende Rückmeldung zu ihrem Verhalten. Feedback geben hierbei nicht nur Vorgesetzte, sondern auch Teammitglieder, Kundschaft und Projektpartner.
Mitarbeiterbefragungen
Wenn das Unternehmen wissen möchte, wie es um die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeitenden steht, eignen sich schriftliche, anonyme Befragungen. Sie werden bestenfalls regelmäßig von der Personalabteilung durchgeführt.
Investoren-Feedback an Gründungsmitglieder oder Geschäftsführung
Gerade in Start-ups müssen sich Gründende und Geschäftsführende auch von ihren Investoren Feedback geben lassen – immerhin haben sie in die Firma investiert.
Der richtige Zeitpunkt: Wann du Feedback geben solltest
Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für Feedback zu finden. Dafür gibt es zwei Methoden:
Spontanes Feedback geben
Wenn es einen konkreten Anlass für Feedback gibt, ist es sinnvoll, so schnell wie möglich zu reagieren. Kurz nachdem Mitarbeitende einen Fehler oder etwas besonders gut gemacht haben, lohnt es sich, direkt Feedback zu geben. Nimm dir kurz Zeit, um deine Kritik oder dein Lob zu überdenken und formuliere es dann wertschätzend und konstruktiv. Der Vorteil: Die Person weiß sofort, worauf sich deine Punkte beziehen, und kann deine Handlungsempfehlung somit tendenziell besser umsetzen.
In diesen Fällen ist spontanes Feedback geeignet:
· Rückmeldung direkt nach einer Präsentation
· Lob nach einem gelungenen Projektabschluss
· Hinweise zum Verhalten in einem Teamgespräch
· Konstruktives Feedback nach einem Fehler
Geplantes Feedback geben
In einem geplanten Feedbackgespräch äußerst du in einem festen zeitlichen Rahmen deine Verbesserungsvorschläge und Lob. Es gibt einen festen Termin, der Wochen oder sogar Monate im Vorfeld abgestimmt wird. Dementsprechend erwartet dein Gegenüber, dass du dich auf das Gespräch vorbereitest. Im besten Fall hast du über die vergangenen Monate Situationen notiert, zu denen du Feedback geben möchtest. Nimm dir für das Gespräch ausreichend Zeit und ermögliche so auch deinen Mitarbeitenden, sich zu äußern und nachzufragen.
Diese Themen kannst du im geplanten Feedbackgespräch thematisieren:
· Feedback zur Entwicklung und Verhalten über einen längeren Zeitraum
· Rückmeldung zum Umgang mit Stress und Herausforderungen
· Lob für die Erreichung von Zielen und Meilensteinen
· Feedback zu ungenutzten Potenzialen
Dos and Don‘ts: Diese Beispiele für Feedbackregeln solltest du kennen
Bei einem Feedbackgespräch geht es vor allem darum, hilfreiche Rückmeldungen zu geben und dabei wertschätzend und konstruktiv zu bleiben. Auch die Professionalität, mit der du ein Feedback gibst, spielt eine Rolle. Folgende Punkte solltest du dir zu Herzen nehmen:
Dos | Don'ts |
---|---|
Feedback vorbereiten | Keine Zeit für Rückfragen einplanen |
Klar formulieren | Zu lange warten |
Konkrete Beispiele verwenden | Verallgemeinerungen |
Wertschätzend bleiben | Persönliche Grenzen überschreiten |
Ich-Botschaften verwenden | Feedback geben auf Basis von Gerüchten |
Lob einbauen |
Bei einigen Punkten lohnt sich ein detaillierterer Blick:
Do’s
· Feedback vorbereiten: Auch wenn es sich um ein spontanes Feedback handelt, nimm dir einige Minuten Zeit, um über das, was du sagen möchtest, nachzudenken.
· Konkrete Beispiele verwenden: Nutze echte Situationen aus dem Alltag, um dein Feedback zu untermauern. Das hilft deinem Gegenüber auch bei der Änderung seines Verhaltens.
· Klar formulieren: Nutze klar verständliche Sprache, um zu äußern, welche Verbesserungen du dir wünschst.
· Ich-Botschaften verwenden: Sage lieber „Ich habe bemerkt, dass …“ statt „Du machst XY.“ Ich-Botschaften wirken weniger angreifend.
· Wertschätzend bleiben: Formuliere deine Kritik respektvoll und achte auf deinen Ton.
· Zeit nehmen: Plane genug Zeit ein und gib deinem Gegenüber auch genug Raum für Reaktionen und Fragen.
Don’ts
· Keine Zeit für Rückfragen einplanen: Selbst beim spontanen Feedback sollte genug Zeit für Rückfragen bleiben und dein Gegenüber stets die Chance haben, auf deine Worte zu reagieren.
· Zu lange warten: Dein Feedback sollte mit Beispielen belegbar sein – wenn die Situation allerdings schon Monate zurückliegt, hilft ein Beispiel wenig. Immerhin kann sich der oder die Mitarbeitende vermutlich nicht mehr daran erinnern.
· Verallgemeinerungen: Worte wie „immer“, „ständig“ oder „häufig“ sind fehl am Platz, wenn du Feedback geben möchtest. Sie sind zu unkonkret und haben eine negative Wirkung.
· Überschreiten von persönlichen Grenzen: Denk daran, dass du eine professionelle Zusammenarbeit aufrechterhalten möchtest. Überschwängliche Emotionen und das Überschreiten persönlicher Grenzen haben hier keinen Raum – das gilt sowohl für positive als auch negative Gefühle.
· Thematisieren von Gerüchten: Gib ausschließlich Feedback, das du auch belegen kannst. Eine Rückmeldung aus zweiter oder dritter Hand, weil du zum Beispiel Gerüchte über den Flurfunk gehört hast, wirkt unprofessionell.
Wie gebe ich negatives Feedback?
Negative Rückmeldung zu geben, ist den meisten unangenehm. Mit diesen 5 Feedbackregeln kannst du Kritik äußern und damit umgehen, wenn dein Gegenüber dir Kontra gibt:
1. Bleib respektvoll und sachlich
Gerade bei negativen Punkten kommt es auf Ich-Botschaften an. Zudem sollte die Äußerung keine Bewertung der anderen Person beinhalten, sondern nur ihres Verhaltens. Statt „Du bist in Projekten zu langsam“ solltest du lieber sagen „Mir ist aufgefallen, dass du im letzten Projekt die Deadline nicht halten konntest.“ Lege besonderen Wert darauf, damit deine Kritik nicht als Bossing wahrgenommen wird.
2. Schlage konkrete Lösungen vor
Wenn du klar benennst, was das problematische Verhalten ist, solltest du auch vorschlagen, wie die Person es ändern kann. Diese Information ist für dein Gegenüber besonders wertvoll, weil so Entwicklungspotenziale sichtbar werden.
3. Sei empathisch
Gerade bei Kritik kommt es vor, dass Mitarbeitende in eine Abwehrhaltung gehen. Bleibe in dieser Situation ruhig, höre aktiv zu, frage nach und stelle klar, dass es nicht um Schuldzuweisungen geht. Geh auf die Argumente deines Gegenübers ein, aber bleib klar in deiner Haltung. Sorge dafür, dass es bei einem lösungsorientierten Dialog bleibt.
4. Die Zukunft im Blick behalten
Der Ausgang des Gesprächs sollte möglichst positiv sein. Plane gemeinsam mit der Person nächste Schritte und motiviere sie. Biete aktiv Hilfe an.
5. Für eine positive Fehlerkultur sorgen
Eine Grundlage für gute Feedbacks ist eine positive Fehlerkultur. Sie macht allen Mitarbeitenden bewusst, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Anleitung: So bereitest du dich darauf vor, Feedback zu geben
Du möchtest gut auf dein nächstes Mitarbeitergespräch vorbereitet sein? So bereitest du konstruktives Feedback vor:
1. Daten sammeln: Trage alle Punkte zusammen, die du besprechen möchtest – am besten schriftlich, damit du nichts vergisst. Vor allem vor umfangreicheren Gesprächen ist das angebracht.
2. Formuliere Lob, Kritik und Handlungsempfehlungen: Alle drei Dinge sollten vorkommen, wenn du Feedback gibst. Frage dich bei jedem Punkt, ob er für die Person tatsächlich hilfreich ist.
3. Passende Form finden: Möchtest du das Feedback schriftlich oder mündlich äußern? Letzteres ist immer die bessere Wahl, weil es deinem Gegenüber die Möglichkeit gibt, direkt zu reagieren. Schriftliches Feedback kann zudem leichter missverstanden werden. Ist ein persönliches Gespräch nicht möglich, achte beim Aufschreiben deines Feedbacks auf deine Wortwahl.
4. Termin vereinbaren: Für ein Gespräch solltest du einen Termin vereinbaren. Gib deinem Gegenüber zu verstehen, dass du Feedback geben möchtest. So hat er oder sie die Möglichkeit, sich vorzubereiten. Gerade für Jahresgespräche sollte der Termin deshalb Wochen oder Monate im Voraus feststehen.
5. Dokumentation planen: Es lohnt sich, die Rückmeldung schriftlich festzuhalten. Besonders dann, wenn sie mit Zielen oder Weiterbildungen verbunden ist.
Konstruktives und strukturiertes Feedback geben: hilfreiche Tipps für KMU
Du möchtest deinen Feedbackprozess verbessern? Mit diesen Tipps kannst du noch besser Feedback geben.
Immer den gleichen Ablauf nutzen
Struktur hilft dabei, Feedback zu geben und zu empfangen. Folgst du immer demselben Ablauf in einem Feedbackgespräch, gibt das allen Beteiligten Sicherheit und erleichtert die Vorbereitung. Außerdem stellst du so sicher, dass nichts vergessen wird und alle zu Wort kommen.
Nutze Tools
HR-Tools helfen nicht nur bei der Personalbedarfsplanung, sondern auch dabei, Feedbackgespräche zu planen, zu dokumentieren und transparent zu gestalten. Sie schaffen Struktur und machen Entwicklungen nachvollziehbar. Wichtig: Achte bei der Einführung neuer Software unbedingt auf den Datenschutz – Feedback enthält besonders sensible Daten.
Schule deine Mitarbeitenden
Stelle Regeln für Feedback auf und schule deine Mitarbeitenden. Alle Beteiligten sollten wissen, wie sie konstruktive Rückmeldungen geben und Feedback empfangen können. Helfen kann ein Ausdruck mit den wichtigsten Regeln zum Feedback geben und nehmen.
Noch auf der Suche nach den richtigen Teammitgliedern? Finde mit SELLWERK Jobs schnell und einfach qualifizierte Fachkräfte.
Emotionen richtig einschätzen
Deine Rückmeldung sollte so hilfreich wie möglich sein. Menschen sind allerdings nicht immer in der Lage dazu, konstruktives Feedback zu geben oder zu empfangen. Wenn du feststellst, dass du aufgrund deiner emotionalen Verfassung nicht in der Lage bist, das Gespräch zu führen, solltest du den Termin verlegen. Gleiches gilt für deine Mitarbeitenden.
Feedback zum Feedback einholen
Probiert in eurem Unternehmen verschiedene Methoden aus und sprecht darüber. Hole dir Feedback zu den Prozessen ein, um herauszufinden, was für dein Team am effektivsten ist. Sorge auch dafür, dass alle, die Feedback empfangen, immer den Raum bekommen, um darauf zu reagieren. Das hilft allen, sich zu verbessern.
SELLWERK
Community
Vernetze dich mit gleichgesinnten Unternehmern, tausche Erfahrungen aus und wachse gemeinsam

0 Kommentar
Ähnliche Artikel
Alle Artikel anzeigenMitarbeitermotivation steigern: Anerkennung als Erfolgsfaktor
Steigere die Mitarbeitermotivation durch gezielte Anerkennung. Erfahre, wie Wertschätzung die Leistung deines Teams steigert und die Mitarbeiterbindung stärkt.
Achtsamkeit im Arbeitsalltag: Produktivität im KMU steigern
Erfahre, wie du mit einfachen Achtsamkeitstipps Stress reduzierst, den Fokus stärkst und die Produktivität im Team nachhaltig steigerst.
Mitarbeiterbindung: Definition, Methoden und Tipps
Teammitglieder langfristig zu halten ist keine Kunst, sondern nur eine Frage der Mitarbeiterbindung. Erfahre hier, wie es geht.
1 LikeMitarbeiterentwicklung: Karrierechancen im KMU fördern
Stärke dein Unternehmen durch gezielte Mitarbeiterentwicklung! Erfahre, wie du Talente individuell förderst und Fachkräfte langfristig bindest.
2 Likes • 1 mal geteilt

