Social Entrepreneurship im Mittelstand
- 2 mal angesehen
Social Entrepreneurship im Mittelstand: Wirtschaftlicher Erfolg trifft soziale Verantwortung
Du führst dein Unternehmen erfolgreich, aber fragst dich manchmal, ob Gewinnmaximierung wirklich alles sein kann? Immer mehr mittelständische Unternehmen in Deutschland entdecken Social Entrepreneurship als Geschäftsmodell, weil es wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlichem Mehrwert verbindet. Ob Klimaschutz, Bildungsgerechtigkeit oder soziale Integration: Sozialunternehmen entwickeln innovative Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen und verdienen dabei Geld.
Erfahre hier, was Social Entrepreneurship genau bedeutet, welche Beispiele es im deutschen Mittelstand gibt und ob dieses Modell auch für dein Unternehmen infrage kommt. Du erhältst zudem konkrete Einblicke in Finanzierungsmöglichkeiten, rechtliche Rahmenbedingungen und die wichtigsten Netzwerke für Social Entrepreneurs in Deutschland.
Was ist Social Entrepreneurship? Definition und Grundlagen
Social Entrepreneurship (auf Deutsch soziales Unternehmertum oder Sozialunternehmertum) bezeichnet eine unternehmerische Tätigkeit, bei der die Lösung gesellschaftlicher oder ökologischer Probleme im Mittelpunkt steht. Anders als bei klassischen Unternehmen ist nicht die Gewinnmaximierung das primäre Ziel, sondern die soziale oder ökologische Wirkung.
Definition von Social Entrepreneurship
Laut SEND, dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, nutzt Social Entrepreneurship unternehmerische Mittel kontinuierlich zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dadurch entstehen neue und innovative Lösungen. Das jeweilige Unternehmen stellt durch steuernde und kontrollierende Mechanismen sicher, dass es die gesellschaftlichen Ziele intern und extern lebt.
Social Entrepreneur: Wer steckt dahinter?
Ein Social Entrepreneur ist eine Person, die ein soziales Unternehmen gründet oder leitet. Eine solche Gründungsperson zeichnet sich durch eine besondere Kombination aus unternehmerischem Denken und sozialer Mission aus. Sie strebt innovative Problemlösungen an und begreift die gesellschaftlichen Herausforderungen als Geschäftschance.
Laut Deutschem Social Entrepreneurship Monitor 2024 (DSEM 2024) waren Frauen an vier von fünf Gründungen beteiligt. Das ist deutlich mehr als in der klassischen Start-up-Szene.
Rechtsformen für Sozialunternehmen
Anders als in anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland keine spezielle Rechtsform für Social Enterprises. Social Entrepreneurs können daher zwischen verschiedenen Optionen wählen:
| Rechtsform | Vorteile | Nachteile | Geeignet Für |
| Gemeinnützige GmbH (gGmbH) | • Steuerbefreiungen (Körperschaft-, Gewerbe-steuer) • reduzierter Mehrwert-steuersatz (7 %) • Möglichkeit, Spendenbescheinigungen auszustellen | • Einge-schränkte Möglichkeit der Gewinnaus-schüttung • strenge Gemeinnützigkeitsauflagen | • Social Enterprises mit klarer sozialer Mission und Bedarf an Steuervorteilen |
| Gemeinnützige Unternehmer-gesellschaft (gUG) | • Wie gGmbH, aber geringeres Stammkapital (ab 1 Euro) | • Wie gGmbH • Zudem Thesau-rierungspflicht bis 25.000 Euro Stammkapital erreicht ist | • Gründungen mit geringem Startkapital |
| Eingetragener Verein (e. V.) | • Einfache Gründung • Demokratische Strukturen • Gemeinnützigkeit möglich | • Einge-schränkte unternehmerische Flexibilität • Haftungsrisiken | • Projekte mit starkem ehrenamtlichem Engagement |
| GmbH bzw. UG | • Volle unternehme-rische Freiheit • Klare Haftungsbe-grenzung | • Keine Steuervorteile • Keine Spendenbescheinigungen | • Social Enterprises mit starkem Marktfokus, die Gewinne reinvestieren wollen |
| Hybridstruk-turen | • Kombination von Gemeinnützig-keit und Gewerbe möglich | • Hoher administrativer Aufwand • Höhere Fixkosten | • Komplexe Geschäftsmo-delle an der Schnittstelle von Sozialem und Wirtschaft |
Lass dich von spezialisierten Anwälten und Steuerfachleuten beraten, bevor du eine Rechtsform wählst. Die Entscheidung hat langfristige Konsequenzen für Steuern, Finanzierung und Handlungsspielräume.
Abgrenzung zu Corporate Social Responsibility (CSR)
Viele verwechseln Social Entrepreneurship mit Corporate Social Responsibility (CSR). Doch es gibt grundlegende Unterschiede:
| Aspekt | Social Entrepreneurship | Corporate Social Responsibility |
| Kernziel | Soziale Mission und gesellschaftliche Wirkung stehen im Zentrum des Geschäftsmodells. | Gewinnmaximierung steht im Zentrum, soziales Engagement ist eine Ergänzung. |
| Gewinnverwendung | Das Unternehmen reinvestiert die Gewinne größtenteils, um die Ziele zu erreichen. | Das Unternehmen schüttet Gewinne an die Gesellschafter aus. |
| Gründungsmotiv | Lösung eines gesellschaftlichen Problems | Wirtschaftlicher Erfolg, soziales Engagement kommt später hinzu |
| Erfolgsmessung | Impact-Kennzahlen (soziale Wirkung) | Betriebswirtschaftliche Kennzahlen (Umsatz, Gewinn) |
| Beispiel | Polarstern GmbH (Ökostrom als Kerngeschäft) | Automobilhersteller mit Nachhaltigkeitsbericht |
CSR ist ein zusätzliches Angebot seitens eines Unternehmens. Beim Social Entrepreneurship hingegen ist die soziale Komponente der Existenzgrund des Unternehmens. Während klassische Nonprofit-Organisationen ausschließlich auf Spenden angewiesen sind, kombinieren Social Enterprises unternehmerische Einnahmen mit sozialer Wirkung.
Wie verbreitet ist Social Entrepreneurship im deutschen Mittelstand?
Social Entrepreneurship gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Laut der Listflix-Datenbank gibt es in Deutschland über 30.000 Sozialunternehmen. Den Großteil (gut 50 Prozent) machen die Klein- und Kleinstunternehmen aus, danach folgt der Mittelstand mit rund 3.000 Unternehmen, was rund 10 Prozent aller Sozialunternehmen in Deutschland entspricht. Dieser beachtliche Anteil zeigt, dass Social Entrepreneurship längst kein reines Start-up-Phänomen mehr ist.
Beispiele für Social Entrepreneurship im deutschen Mittelstand
Social Entrepreneurship ist auch keine Nischenerscheinung mehr. Hier sind konkrete Beispiele mittelständischer Sozialunternehmen in Deutschland:
• Polarstern GmbH – Energie mit Impact
Die Polarstern GmbH aus München ist ein zertifiziertes Social Business, das 100 Prozent Ökostrom aus Deutschland produziert. Das Unternehmen fördert den Ausbau erneuerbarer Energien weltweit und hatte bis Anfang 2024 etwa 240.000 Tonnen CO₂ eingespart. Polarstern ist Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung und lässt sich regelmäßig auf Werte wie Menschenwürde, Transparenz und faire Lieferketten prüfen.
Soziale Mission: Klimaschutz durch erneuerbare Energien und Förderung der Energiewende in Entwicklungsländern.
• Regionalwert AG – Nachhaltige Landwirtschaft
Die Regionalwert AG verbindet Einzelpersonen als Investoren mit regionalen landwirtschaftlichen Betrieben. Inzwischen gibt es deutschlandweit acht Regionalwert AGs mit vielen kleinen, regionalen Partnerbetrieben. Diese Firmen wirtschaften sozial und ökologisch und stehen für eine Landwirtschaft ohne Massentierhaltung, Bienensterben, nitratbelastetes Grundwasser oder Billiglöhne.
Soziale Mission: Förderung regionaler, ökologischer Landwirtschaft und faire Bezahlung in der Lebensmittelproduktion.
• Dialog im Dunkeln – Inklusion durch Perspektivwechsel
Dialog im Dunkeln ist ein Integrationsunternehmen, das blinde und sehbehinderte Menschen als Guides beschäftigt. In völlig abgedunkelten Räumen führen sie sehende Menschen durch Alltagssituationen und ermöglichen so einen einzigartigen Perspektivwechsel. Das Unternehmen schafft Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen und sensibilisiert für das Thema Inklusion.
Soziale Mission: Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Sehbehinderung und Bewusstseinsbildung für Inklusion.
Welche Branchen eignen sich besonders für Social Entrepreneurship?
Social Entrepreneurship funktioniert in vielen Branchen. Oft orientieren sie sich an den Nachhaltigkeitszielen der UN (SDGs) und über 90 Prozent der Social Enterprises arbeiten an mehreren SDGs gleichzeitig. Besonders häufig finden sich Sozialunternehmen in folgenden Bereichen:
• Bildung und Erziehung: Social Enterprises entwickeln innovative Bildungsprogramme für benachteiligte Kinder, digitale Lernplattformen oder Weiterbildungsangebote für Geflüchtete. Beispielsweise geben laut DSEM 2024 55 Prozent der Sozialunternehmen an, im Bereich „Hochwertige Bildung“ zu wirken.
• Gesundheits- und Sozialwesen: 48,9 Prozent der Social Enterprises sind laut DSEM im Bereich „Gesundheit und Wohlergehen“ aktiv, von Digital-Health-Lösungen über Pflegedienste bis zu präventiven Gesundheitsangeboten.
• Nachhaltige Energie und Umwelt: Ökostrom-Anbieter, Recycling-Unternehmen und nachhaltige Mobilitätslösungen sind besonders auf dem Vormarsch. Diese Sozialunternehmen tragen zum Bereich „Saubere Energie“ bei.
• Nachhaltige Produktion und Konsum: Klassische Felder sind fair produzierte Kleidung, Bio-Lebensmittel und Zero-Waste-Produkte. Diese Social Enterprises fokussieren sich auf „Nachhaltigen Konsum und Produktion“.
• Arbeitsmarktintegration: Inklusionsbetriebe, die Menschen mit Behinderungen oder Langzeitarbeitslose beschäftigen, zählen zu den etabliertesten Formen von Social Entrepreneurship. 46 Prozent wirken im Bereich „Menschenwürdige Arbeit“.
• Landwirtschaft: Regionale Direktvermarktung, ökologischer Anbau und solidarische Landwirtschaft verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit Umweltschutz und fairer Bezahlung.
Gibt es empirische Evidenz zum Erfolg von Sozialunternehmen?
Die Forschung zeigt gemischte, aber überwiegend positive Ergebnisse für Social Entrepreneurship:
• Performance und Wirtschaftlichkeit: Laut einer Studie der Universität Heidelberg im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erwirtschaften Sozialunternehmen in Deutschland ein jährliches Umsatzvolumen von etwa 51 Milliarden Euro. Allerdings zeigt sich auch, dass die Finanzierung die größte Herausforderung ist. Laut DSEM gibt mehr als die Hälfte der Social Enterprises an, dass vor allem zwei Faktoren ihr Wachstum hemmen: eine schwer nachvollziehbare Vergabe öffentlicher Mittel und eine zu geringe Anzahl passender Finanzierungsoptionen.
• Innovationsfähigkeit: Social Enterprises gelten als besonders innovativ. Sie entwickeln kreative Lösungen für Probleme, die der Markt oder der Staat bisher nicht ausreichend gelöst haben. Ihre soziale Motivation führt zu einer verbesserten Lösungsorientierung und gesteigerter Kreativität.
• Mitarbeitendenbindung: Sozialunternehmen profitieren von der hohen Motivation ihrer Mitarbeitenden und verbinden diese oft mit einer nachhaltigen Unternehmenskultur. Menschen, die für eine sinnstiftende Mission arbeiten, zeigen oft höheres Engagement und eine geringere Fluktuation.
• Gesellschaftliche Wirkung: Mehr als 60 Prozent der deutschen Sozialunternehmen messen ihre gesellschaftliche Wirkung systematisch. Sie tragen aktiv zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele bei, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialwesen.
Social Entrepreneurship mit gelebter Unternehmensethik ist wirtschaftlich tragfähig, wenn das Geschäftsmodell stimmt. Die größten Erfolgsfaktoren sind ein starkes Management-Team, skalierbare Lösungen und passende Finanzierung.
Social Entrepreneurship mit gelebter Unternehmensethik ist wirtschaftlich tragfähig, wenn das Geschäftsmodell stimmt. Die größten Erfolgsfaktoren sind ein starkes Management-Team, skalierbare Lösungen und passende Finanzierung.
Wer finanziert Sozialunternehmen?
Die Finanzierungslandschaft für Social Entrepreneurship ist vielfältig. Laut DSEM 2024 sind die am häufigsten genutzten Finanzierungsquellen:
1. Öffentliche Zuwendungen
2. Private Spenden
3. Spenden von Stiftungen
4. Einnahmen aus B2B-Geschäft
5. Einnahmen aus B2C-Geschäft
Sozialunternehmen nehmen Fremdkapitalfinanzierung über klassische Bankdarlehen, Venture Capital oder Private Equity deutlich seltener in Anspruch als traditionelle Start-ups und mittelständische Unternehmen. Das liegt an der hybriden Natur vieler Sozialunternehmen zwischen Gemeinnützigkeit und Gewerbe.
Die wichtigsten Finanzierungsquellen für Social Enterprises
Öffentliche Förderung:
• KfW-Förderung: Gemeinwohlorientierte Unternehmen können spezielle Förderprogramme der KfW nutzen.
• Regionale Förderprogramme: Die meisten Bundesländer bieten eigene Fördertöpfe für soziale Innovationen.
• Bundesregierung: Die nationale SIGU-Strategie (Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen) unterstützt den Sektor seit 2023 aktiv.
Private Finanzierung:
• Impact Investing: Hier investieren sogenannte Business Angels gezielt in Unternehmen mit gesellschaftlicher Wirkung.
• Impact-Fonds: Spezialisierte Fonds wie der European Social Fund oder private Impact-Fonds investieren in skalierbare Sozialunternehmen.
• Stiftungen: Private Spender und Stiftungen setzen ihre Gelder besonders für gemeinnützige Sozialunternehmen ein.
• Crowdfunding: Auf sozialen Plattformen können nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen Mittel für gemeinwohlorientierte Projekte sammeln.
Hybride Modelle:
• Business-to-Business-Einnahmen: 70 Prozent der DSEM-Befragten finanzieren sich zumindest teilweise über das B2B-Geschäft.
• Sozialstaatliche Leistungsentgelte: Besonders im Gesundheits- und Sozialwesen erhalten viele Sozialunternehmen einen Teil ihrer Einnahmen über diese Quelle.
• Kombination aus Spenden und Umsätzen: Dies ist das klassische Modell vieler etablierter Sozialunternehmen.
Welche Regionen und Städte sind besonders engagiert?
Social Entrepreneurship ist vor allem ein urbanes Phänomen. Denn Großstädte und Ballungsräume bieten die besten Voraussetzungen im Hinblick auf die Infrastruktur, den Zugang zu Finanzierung und Beratung sowie Fachkräfte. Allerdings unterscheidet sich die regionale Verteilung von Sozialunternehmen in Deutschland je nach Betrachtungsweise.
Schaut man sich die Anzahl pro Bundesland an, so liegt Nordrhein-Westfalen laut der Listflix-Datenbank mit über 6.400 Sozialunternehmen ganz klar vorne, gefolgt von Bayern mit gut 4.100 und Baden-Württemberg mit etwa 3.500. Berlin liegt auf dem vierten Platz mit knapp 3.400 Unternehmen mit sozialem Fokus. Das liegt daran, dass in der Listflix-Datenbank auch klassische Wohlfahrtsorganisationen (Caritas, Diakonie, DRK etc.) erfasst werden, die traditionell in bevölkerungsreichen Flächenländern wie NRW stärker vertreten sind.
Geht man hinunter auf Städteebene und betrachtet nur innovative Social-Start-ups (laut DSEM 2024 mit 329 teilnehmenden Unternehmen), ist Berlin als Gründungsmetropole unangefochten führend:
1. Berlin: 26,4 Prozent aller befragten Social Enterprises haben ihren Sitz in der Hauptstadt.
2. Hamburg: Als zweitwichtigster Standort bietet Hamburg ein starkes Umfeld und gute Zugangsmöglichkeiten zu Business Angels.
3. München: Die bayerische Landeshauptstadt ist besonders stark bei tech-orientierten Social Enterprises und im Bereich Gesundheit.
4. Köln/Düsseldorf: Die Region in NRW punktet mit vielfältigen Angeboten im Sozialwesen und in der nachhaltigen Produktion.
5. Frankfurt: Die Finanzmetropole ist zunehmend interessant für Social Enterprises, die Impact Investing suchen.
Nationale Strategie für Soziale Innovationen (SIGU)
Ein Meilenstein für Social Entrepreneurship in Deutschland war die Verabschiedung der „Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“ (kurz: SIGU-Strategie) im September 2023.
Kernziele der SIGU-Strategie:
• Verbesserung der Finanzierungssituation für Sozialunternehmen
• Anerkennung sozialer Innovationen als gleichbedeutend mit technischen Innovationen
• Sozial-ökologische Ausrichtung der öffentlichen Vergabe
• Bereitstellung von Risikokapital für gemeinwohlorientierte Unternehmen
Die Umsetzung dieser Strategie könnte die Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen deutlich verbessern und den Sektor weiter professionalisieren. Zudem stellt dies eine Anerkennung von sozialem Unternehmertum als wichtigem Wirtschaftsfaktor dar. Auch die wachsende Zahl an Netzwerken, Förderprogrammen und das steigende Interesse zeigen: Der Trend geht klar nach oben.
Netzwerke für Social Entrepreneurs in Deutschland
Networking ist für Social Entrepreneurs ausgesprochen wichtig. Bootstrapping, also die Firmengründung ohne Fremdfinanzierung, kommt für den Anfang zwar infrage, ist aber in den wenigsten Fällen ausreichend. Folgende Organisationen und Netzwerke solltest du daher kennen:
SEND e. V. (Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland)
• 2017 gegründet mit Sitz in Berlin
• 800 Mitglieder
• Interessenvertretung gegenüber der Politik
• Herausgeber des Deutschen Social Entrepreneurship Monitors (DSEM)
Ashoka Deutschland
• Seit 2003 in Deutschland aktiv mit Sitz in München
• 73 Ashoka Fellows (ausgewählte Social Entrepreneurs)
• Internationales Netzwerk mit großer Expertise
• Finanzielle und ideelle Förderung für herausragende Sozialunternehmer
Social Impact Lab
• Standorte in mehreren deutschen Städten
• Bietet Inkubator-Programme für Social-Start-ups
• Zugang zu Mentoring, Workshops und Co-Working
• Fokus auf frühe Gründungsphasen
betterplace.org
• Deutschlands größte Spendenplattform
• Auch nutzbar für Social Enterprises zur Finanzierung
• Transparente Darstellung von Projektwirkung
Netzwerk B (B Corporation)
• Zertifizierung für Unternehmen mit hohen sozialen und ökologischen Standards
• Internationale Bewegung, die auch in Deutschland wächst
Die Gruppen der SELLWERK Community bieten dir ebenfalls Zugang zu Unternehmen, die sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Hier kannst du dich über Erfahrungen mit Social Entrepreneurship austauschen, über SELLWERK Jobs Talente mit Sinn-Orientierung finden und die Gruppen für Erfahrungsaustausch nutzen. Denn letztlich gilt: Soziales Unternehmertum funktioniert am besten gemeinsam.
KPIs und Kennzahlen: Wie misst du den Erfolg von Social Entrepreneurship?
Traditionelle betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz oder Profit greifen bei Sozialunternehmen zu kurz. Stattdessen brauchst du Kennzahlen, die die gesellschaftliche Wirkung messen.
1. Output-Kennzahlen (Was hast du getan?)
• Anzahl erreichter Personen
• Anzahl verkaufter nachhaltiger Produkte
• Anzahl durchgeführter Workshops/Schulungen
• Anzahl geschaffener Arbeitsplätze für benachteiligte Gruppen
2. Outcome-Kennzahlen (Was hat sich verändert?)
• Verbesserung von Bildungsabschlüssen
• Reduzierung von CO₂-Emissionen
• Erhöhung der Beschäftigungsquote in Zielgruppen
• Steigerung des Gesundheitszustands von Teilnehmenden
3. Impact-Kennzahlen (Welchen langfristigen Unterschied machst du?)
• Beitrag zu UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs)
• Systemische Veränderungen in einer Branche
• Politische oder gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung
Gängige Messmethoden:
• Social Return on Investment (SROI): Diese Kennzahl gibt an, welchen gesellschaftlichen Wert jeder investierte Euro erzeugt. Ein SROI von 3:1 bedeutet, dass jeder investierte Euro einen gesellschaftlichen Wert von 3 Euro schafft.
• Theory of Change: Dieser Ansatz modelliert, wie deine Aktivitäten über mehrere Stufen zu gesellschaftlicher Wirkung führen.
• UN-SDGs: Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN bieten einen international anerkannten Rahmen für Wirkungsmessung.
Laut DSEM 2024 messen über 60 Prozent der deutschen Sozialunternehmen ihre Wirkung systematisch. Bei den verbleibenden 40 Prozent scheitert die Messung oft an fehlenden Ressourcen oder Know-how.
Herausforderungen und Grenzen von Social Entrepreneurship
Social Entrepreneurship ist nicht frei von Schwierigkeiten oder Kritik. Folgende Herausforderungen solltest du kennen:
1. Finanzierungsschwierigkeiten
Über 50 Prozent der DSEM-Social-Enterprises nennen Finanzierung als ihre größte Hürde. Die Gründe sind vielfältig:
• Die Vergabe öffentlicher Mittel ist schwer nachvollziehbar.
• Die Anzahl passender Förderprogramme ist zu gering.
• Klassische Investoren erwarten höhere Renditen.
• Banken scheuen das Risiko wegen fehlender Sicherheiten.
2. Skalierungsprobleme
Viele soziale Geschäftsmodelle lassen sich schwer skalieren. Ein Integrationsunternehmen kann nicht einfach die doppelte Anzahl benachteiligter Menschen einstellen, ohne entsprechende Strukturen aufzubauen.
3. Verzerrte Wahrnehmung
Social Entrepreneurs identifizieren sich oft sehr stark mit ihrer Mission. Das kann zu einem Tunnelblick führen. Sie übersehen leichter wirtschaftliche Risiken oder alternative Lösungsansätze.
4. Hybridität als Bürokratiefalle
Die Kombination aus Gemeinnützigkeit und Gewerbe führt oft zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand. Zwei Rechtsformen bedeuten doppelte Buchhaltung, doppelte Steuererklärungen und höhere Personalkosten.
5. Mangelnde Ressourcen für Impact-Messung
Wirkungsmessung kostet Zeit und Geld. 35 Prozent der DSEM-Social-Enterprises nennen fehlende zeitliche Ressourcen als Hindernis für eine professionelle Wirkungsmessung.
6. Konkurrenz mit klassischen Unternehmen
In manchen Bereichen konkurrieren Sozialunternehmen mit klassischen Firmen, die ähnliche Produkte günstiger anbieten können, weil sie keine sozialen Standards einhalten.
Social Entrepreneurship ist kein einfacher Weg. Es erfordert unternehmerisches Geschick, eine soziale Vision und die Bereitschaft, mit Unsicherheiten umzugehen.
SELLWERK
Community
Vernetze dich mit gleichgesinnten Unternehmern, tausche Erfahrungen aus und wachse gemeinsam

0 Kommentar
Ähnliche Artikel
Alle Artikel anzeigen7 Tipps für die perfekte Instagram-Bio für dein Unternehmen
Möchtest du dein Instagram-Profil verbessern? Erfahre, wie du eine starke Instagram-Bio für dein Unternehmen erstellst und dein Business-Profil gestaltest.
1 LikeSo nutzt du personalisiertes E-Mail-Marketing für deine Kunden
Möchtest du mehr aus deinem E-Mail-Marketing herausholen? Erfahre, wie du personalisierte E-Mails erstellst und mehr Kunden erreichst.
1 mal geteiltSocial Media im Gesundheitswesen: Patienten online erreichen
Social Media im Gesundheitswesen richtig nutzen! Erfahre, wie du online Patienten erreichst, Vertrauen aufbaust und deine Praxis oder Klinik sichtbar machst.
10 Marketingideen für KMU: Mit kleinem Budget Kunden gewinnen
Erreiche mehr Kunden, auch mit kleinem Budget! Erfahre, wie du mit diesen Marketingideen neue Kunden gewinnen und die Reichweite deines KMU steigern kannst.
1 mal geteilt

