Corporate Benefits im deutschen Mittelstand

  • 3 mal angesehen
Würfel mit unterschiedlichen Symbolen zu Corporate Benefits

Corporate Benefits: Fachkräfte gewinnen und halten


Der Kampf um gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte hat längst begonnen. In vielen Branchen reichen gute Gehälter und großzügige Urlaubstage nicht mehr aus, um Menschen für das eigene Unternehmen zu begeistern. Attraktive Zusatzangebote müssen her. Hier erfährst du, wie du mit Corporate und Mitarbeiter-Benefits junge Talente gewinnen und die Mitarbeiterbindung allgemein stärken kannst.


Was sind Corporate Benefits? Erklärung und Ziele


Ursprünglich wurden Corporate Benefits von Großkonzernen nach amerikanischem Vorbild übernommen, um eine moderne, zukunftsfähige Firmenkultur aufzubauen. Darunter versteht man verschiedene Angebote, die die Arbeit in einem Unternehmen besonders attraktiv machen und dabei über die konkreten Vertragsbedingungen wie Gehalt, Wochenarbeitsstunden oder Urlaubstage hinausgehen. Im Kern geht es darum, das (Arbeits-) Leben der Angestellten zu erleichtern oder angenehmer zu machen.


Mit Corporate Benefits kannst du das Employer Branding – also dein Ansehen als Arbeitgebender – verbessern und dich von der Konkurrenz abheben. Das hat mehrere Vorteile:


·      Du schaffst Anreize für Bewerbende, sich bei mehreren vergleichbaren Jobangeboten für dein Unternehmen zu entscheiden.


·      Deine Angestellten arbeiten motiviert und identifizieren sich mit dem Unternehmen, was langfristig die Mitarbeiterbindung stärkt.


·      Angestellte bleiben länger im Unternehmen, sodass insgesamt weniger Stellen frei werden. So kannst du Aufwand und Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitenden minimieren.


Warum sind Corporate Benefits heutzutage so wichtig?


Qualifizierte Arbeitskräfte für sich zu gewinnen, um offene Stellen und Ausbildungsplätze zu besetzen, wird durch den Fachkräftemangel immer schwieriger. Das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, weil immer mehr der geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen.


In einigen Branchen (z. B. Pflege, Handwerk, Landwirtschaft, Verkauf) können Bewerbende sich bereits aussuchen, wo sie arbeiten wollen und sich von ihren aktuellen oder zukünftigen Arbeitgebenden entsprechend umwerben lassen. Die Frage, ob du überhaupt Benefits für Mitarbeiter anbietest, stellt sich also schon fast nicht mehr, sondern eher, welche es konkret sein sollten.


Die positiven Auswirkungen von Mitarbeiterbenefits sind deshalb nicht zu unterschätzen. Für 49 Prozent der Beschäftigten waren sie ausschlaggebend für die Wahl ihrer aktuellen Arbeitsstelle. Das hat der „Global Benefits Attitudes Survey“ von Willis Towers Watson für das Jahr 2024 ergeben. Eine kluge Auswahl und Kommunikation geeigneter Angebote kann dir also einen klaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.


Gibt es einen Unterschied zwischen Corporate und Employee Benefits?


In der Praxis kursieren verschiedene Bezeichnungen für Corporate Benefits, zum Beispiel Mitarbeiterbenefits (engl. Employee Benefits) oder Company Benefits. Auf Deutsch spricht man auch oft von Mitarbeitervorteilen oder Mitarbeiterangeboten. Meist werden diese Begriffe als Synonyme verwendet. Wer es genau nimmt, kann Mitarbeiter- und Corporate Benefits aber wie folgt unterscheiden:


·      Corporate Benefits sind allgemeine Vergünstigungen, die sich oft am Geschäft des Unternehmens orientieren; zum Beispiel, wenn Mitarbeiter Rabatte auf firmeneigene Produkte und Dienstleistungen erhalten. Doch auch Rabatte auf Produkte und Dienstleistungen anderer Unternehmen fallen hierunter.


·      Mitarbeiterbenefits sind individueller auf die Lebensumstände der Angestellten zugeschnitten und haben nichts mit den firmeneigenen Marken und Produkten zu tun. Das können zum Beispiel Jobtickets, eine Firmen-Kita, der berühmte Obstkorb oder flexible Arbeitszeiten sein.


Bei dieser Unterscheidung haben Corporate Benefits den Nachteil, dass sie unter Umständen nicht für alle Angestellten interessant oder nützlich sind. Die Auswahl ist häufig begrenzt und trägt nicht dazu bei, dass sich das Personal individuell gesehen fühlt. Im Gegensatz dazu richten sich klug ausgewählte Mitarbeiterbenefits nach den Bedürfnissen der Angestellten und erzeugen auf diese Weise ein Gefühl der Wertschätzung und Verbundenheit mit dem Unternehmen.

Ein Mitarbeiter neben einem Fahrrad

Welche Corporate Benefits gibt es?


Benefits für Mitarbeitende können ganz unterschiedlich aussehen. Die besten Angebote orientieren sich immer an den Interessen und Lebensumständen der Belegschaft. Es gibt aber durchaus Klassiker, die immer relevant sind, weil sie Mobilität, Arbeitszeiten oder Verpflegung betreffen – also Themen, die allen Menschen wichtig sind.

Lebensbereich Beispiele für Mitarbeiterbenefits
Mobilität und Fahrtkosten
Jobticket
Firmenfahrrad, -roller oder -wagen zur privaten Nutzung
Zusätzliche Urlaubstage und/oder finanzielle Unterstützung bei Umzügen
Arbeitszeiten und -orte
Flexible Arbeitszeitmodelle
Gleitzeit
Überstundenausgleich
Home-Office-Regelung
Möglichkeit für Sabbaticals und unbezahlte Urlaube
Sport und Gesundheit
Mitarbeiter-Wellness-Programme mit Sport- und Meditationskursen im Unternehmen (z. B. Rückenschule, Yoga, Achtsamkeit etc.)
Rabatt auf Mitgliedschaft im Fitnessstudio
Kostenlose oder vergünstigte Massagen
Verpflegung
Bereitstellung von Snacks und Getränken
Essensgutscheine
Weiterbildung
Regelmäßige Weiterbildungsangebote inhouse
Freistellung und finanzielle Unterstützung für selbstgewählte Seminare, Konferenzen etc.
Individuelle Coachings oder Zuschüsse für externe Angebote
Versicherungen und Altersvorsorge
Betriebliche Altersvorsorge
Betriebliche Krankenversicherung
Zusatzversicherungen zu vorteilhaften Konditionen
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Firmeneigene Kinderbetreuung
Unterstützung bei der Suche von Betreuungsplätzen für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige
Zuschuss zu Betreuungskosten
Freistellung bei familiären Notfällen

Neben diesen konkreten Maßnahmen kannst du auch allgemeine Rabatte bei ausgewählten Partnern organisieren. Dafür musst du nicht zwangsläufig Verträge mit einzelnen Unternehmen abschließen, denn inzwischen gibt es verschiedene Plattformen, die sich auf Angebote von Corporate Benefits spezialisiert haben. Dazu zählen zum Beispiel:


·      corporate-benefits.de

·      benefits.me

·      Fringe

·      Belonio

·      Spendit

·      FutureBens

Auf der jeweiligen Plattform wird für deine Mitarbeitenden ein eigenes Vorteilsportal eingerichtet, in dem sie aus einem breiten Angebot an Gutscheinen und Vergünstigungen auswählen können. Diese können sie jederzeit online im Store des jeweiligen Partners oder vor Ort in einer Filiale einlösen.


Beispiele für kreative Mitarbeiterbenefits

Kollegen sitzen am Tisch und spielen Karten

Mit der immer schwieriger werdenden Suche nach talentiertem Nachwuchs haben auch kreative Corporate-Benefits-Angebote zugenommen. Während einige eher skurril sind und damit die Aufmerksamkeit auf das entsprechende Unternehmen lenken, zeichnen sich andere durch ihr besonderes Verständnis für die Bedürfnisse der neuen Arbeitnehmergeneration aus. Hier einige Beispiele:

KategorieBenefit Beschreibung
HaustierbetreuungPuppy Leave Freie Tage für die Eingewöhnung neuer Familientiere
 Firmeneigene Hundesitter Betreuungsangebot für Haustiere während der Arbeitszeit
 Hundefreundliche Büros Erlaubnis, Hunde mit zur Arbeit zu bringen
Reiseorganisation Visa-Unterstützung Zuschüsse und arbeitsfreie Zeit für die Beantragung von Reisevisa
MietunterstützungWohnungssuche Hilfe bei der Suche nach geeignetem Wohnraum
 Doppelte Mietzuschüsse Finanzielle Unterstützung bei doppelten Mietzahlungen nach arbeitsbedingtem Umzug
Eingewöhnung
Erweitertes Onboarding
Umfassende Vorstellung der besten Locations und Aktivitäten in der neuen Stadt für Zugezogene
Soziale Verantwortung
Volunteering-Programme
Möglichkeit, sich mehrere Tage pro Jahr während der Arbeitszeit in sozialen Einrichtungen oder Klimaschutzinitiativen zu engagieren
 
Erweiterter Vaterschaftsurlaub
Mehr bezahlte Freizeit für frischgebackene Väter als gesetzlich vorgesehen
 
Studienkredit-Unterstützung
Finanzielle Hilfe für Absolventen bei der Rückzahlung von Studienkrediten
Körperliches Wohlbefinden
Erholungsräume
Räume mit Massagesesseln und Gymnastikbällen für kurze Erholungspausen
 
Sportanlagen
Kletterwand, Tischtennisplatten oder Basketballkörbe als Ausgleich für sitzende Tätigkeiten
 
Napping Rooms
Speziell eingerichtete Räume für Powernaps zur Regeneration während des Arbeitstages
Flexible Arbeitsgestaltung
Individuelle Feiertage
Mitarbeitende können selbst entscheiden, wann sie welchen Feiertag nehmen möchten (besonders wertvoll in multikulturellen Teams)

Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass solche sehr spezifischen Angebote allein meistens keine große Wirkung haben. Als Ergänzung zu Dauerbrennerthemen wie Arbeitszeit, Kinderbetreuung und Mobilität werden sie von Beschäftigten jedoch sehr geschätzt.


Geeignete Corporate Benefits finden und umsetzen


Wie du siehst, gibt es unzählige Möglichkeiten, deinen Mitarbeitenden etwas Gutes zu tun. Natürlich ist es weder wirtschaftlich sinnvoll noch notwendig, alle davon umzusetzen. Vielmehr sind die zentralen Fragen für die Auswahl geeigneter Corporate Benefits: Was ist das Wichtigste für deine Angestellten? Womit kannst du sie entscheidend entlasten und motivieren? Welches Budget steht dir dafür zur Verfügung? Wie sollen die Angebote praktisch umgesetzt werden?


1. Bedarf ermitteln


Einige Hinweise für geeignete Maßnahmen liefern die Altersstruktur und die Lebensumstände deines Personals. Junge Menschen, die gerade ihr Studium absolviert haben und nun in die Berufswelt einsteigen, haben andere Prioritäten als frischgebackene Eltern. Während du im ersten Fall mit Freizeitangeboten und Sabbaticals punkten kannst, braucht die zweite Gruppe eher flexible Arbeitszeiten und Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung. Im Zweifelsfall kannst du bei einer Mitarbeiterbefragung herausfinden, welche Themen deinen Angestellten besonders am Herzen liegen.


2. Benefits auswählen


Anhand der Informationen kannst du eine Vorauswahl treffen. Dabei zählt natürlich, welche Benefits aus Sicht der Mitarbeitenden sinnvoll wären. Darüber hinaus musst du aber auch das Unternehmen berücksichtigen. Überlege an dieser Stelle, was gut zur Firmenkultur passt und wie das Unternehmen von außen wahrgenommen werden soll. Mit ausgefallenen Mitarbeitervorteilen kannst du das Profil des Unternehmens schärfen und das Employer Branding positiv beeinflussen.


3. Finanzierbarkeit prüfen


Nach dem ersten Brainstorming geht es um die Finanzierung der Mitarbeitervorteile. Lege mit den notwendigen Daten aus Personalbedarfsplanung und Buchhaltung ein realistisches Budget fest, bei dem du auch mögliche Geschäftsrisiken und Gewinnrückgänge bedenkst. Informiere dich außerdem über die steuerrechtlichen Bedingungen – für viele Mitarbeiterangebote kannst du Steuerfreibeträge bzw. Steuervorteile geltend machen. Insgesamt sollte die Finanzierung der Benefits so sicher wie möglich sein, damit du sie nicht bei der ersten wirtschaftlichen Flaute streichen und damit den Unmut der Belegschaft auf dich ziehen musst.


4. Umsetzung organisieren


Hast du nun die endgültige Auswahl getroffen, geht es an die praktische Umsetzung. Hier musst du zuerst entscheiden, wer die Maßnahmen im Einzelnen organisiert und betreut. Diese Person oder Abteilung verhandelt mit passenden Anbietern und legt den Rahmen für die Zusammenarbeit fest. Sobald das Benefit-Programm läuft, kümmert sich die ausgewählte Person oder Abteilung um administrative Aufgaben wie Terminfindung, Vertragsabschlüsse zwischen Anbietenden und Personal sowie Dokumentation und Abrechnung der in Anspruch genommenen Leistungen.


5. Belegschaft informieren


Sobald der organisatorische Teil abgeschlossen ist, kannst du die frohe Botschaft verkünden. Abhängig von der konkreten Maßnahme kann das in einem großen Meeting oder per E-Mail erfolgen. Denn nicht jedes Angebot ist für alle Angestellten gleichermaßen interessant. Wichtig ist nur, transparent zu kommunizieren, welche Vorteile es überhaupt gibt und an wen sich Interessierte für weitere Informationen wenden können. Anschließend können die Details bei Bedarf in kleineren Meetings besprochen werden.


Das solltest du bei Corporate Benefits beachten


Damit Mitarbeitervorteile ihre volle Wirkung entfalten, ist es wichtig, dass du ihre Einführung strategisch planst und gut umsetzt. Damit lassen sich folgende Fehler vermeiden:


·      Es ist nicht klar, welche Company Benefits überhaupt angeboten werden.


·      Das Angebot geht an den Bedürfnissen der Belegschaft vorbei.


·      Die Umsetzung ist nicht gut organisiert, sodass es zu langen Wartezeiten oder Fehlern kommt.


·      Die Kosten sind auf Dauer zu hoch, sodass einzelne Maßnahmen wieder eingestellt werden müssen.


·      Corporate Benefits werden nur intern kommuniziert und sind in Stellenausschreibungen nicht sichtbar.


Vor allem der letzte Punkt ist ärgerlich, weil dich interessante Fachkräfte deshalb vielleicht von vorneherein als potenziellen Arbeitgebenden ausschließen. Deshalb ist es wichtig, dass du alle Vorteile klar in den Stellenausschreibungen kommunizierst. Das professionelle Arbeitgeberprofil bei SELLWERK Jobs hilft dir dabei, dein Unternehmen von der besten Seite zu zeigen und erhöht deine Sichtbarkeit in wichtigen Jobbörsen und bei Google Jobs.


Was musst du zur Besteuerung von Corporate Benefits wissen?


Wie bereits angedeutet, werden viele Corporate Benefits steuerrechtlich besonders behandelt. Sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende können in bestimmten Fällen von Steuervorteilen profitieren. Angestellte dürfen monatlich Sachbezüge bis zu 50 Euro steuerfrei erhalten. Als Sachbezüge gelten zum Beispiel Mitgliedsbeiträge oder Essenszuschläge.


·      Die Grenze für gesundheitsfördernde Kurse liegt bei 600 Euro pro Jahr und Mitarbeitendem.


·      Jobbikes sind steuerfrei privat nutzbar. Bei Dienstwagen und E-Bikes müssen private Fahrten hingegen versteuert werden.


·      Der Fahrtweg zwischen Wohnung und Arbeitsort ist steuer- und sozialversicherungsbefreit.


·      Die technische Ausstattung, die eine Firma ihren Angestellten für das Home-Office bereitstellt, darf steuerfrei genutzt werden.


·      Zuschüsse zu den Betreuungskosten sind frei von Steuern und Sozialabgaben.


·      Mitarbeiterrabatte sind steuerfrei, solange sie den Freibetrag von 1080 Euro im Jahr nicht überschreiten.


Welche Steuervorteile auf die Corporate Benefits und andere Angebote in deinem Unternehmen zutreffen, solltest du zur Sicherheit mit einer professionellen Steuerberatung abklären.

SELLWERK
Community

Vernetze dich mit gleichgesinnten Unternehmern, tausche Erfahrungen aus und wachse gemeinsam

Registrierung

Neugierig auf diese Themen?

Registriere dich und hol dir wertvolle Tipps von Unternehmern und Experten!

Deine Daten sind bei uns sicher. Mehr Informationen über die Verarbeitung und Nutzung deiner personenbezogenen Daten erhältst du in unserer  Datenschutzerklärung. Durch Fortsetzen des Vorgangs akzeptierst du die geltenden Nutzungsbedingungen.

Registrierung