Nachhaltigkeitsvorgaben für KMU: Ein kompakter Überblick
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Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeitsvorgaben nicht nur zu verstehen, sondern auch korrekt und wirtschaftlich sinnvoll umzusetzen. Ob durch gesetzliche Regelungen, Anforderungen von Kunden oder Investoren: Nachhaltigkeit wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. In diesem Artikel erhältst du einen kompakten Überblick, welche Vorgaben aktuell gelten, wie KMU davon betroffen sind und wie eine praxisorientierte Umsetzung gelingt.
Warum Nachhaltigkeit für KMU relevant ist
Nachhaltigkeit bedeutet längst nicht mehr nur Umweltschutz. Es geht um soziale Verantwortung, transparente Unternehmensführung (Governance) und langfristige wirtschaftliche Stabilität. Gesetzgeber, Banken und große Unternehmen üben Druck auf KMU aus, ihre Nachhaltigkeitsleistungen nachzuweisen. Gleichzeitig bietet nachhaltiges Wirtschaften Chancen: Energieeinsparungen, neue Kundengruppen und erhöhte Resilienz gegen Krisen.
Welche Nachhaltigkeitsvorgaben aktuell gelten
Immer mehr gesetzliche und regulatorische Vorgaben auf EU- und nationaler Ebene nehmen Unternehmen in die Pflicht – auch kleine und mittlere Betriebe können davon betroffen sein. Hier erfährst du mehr über wichtige aktuelle Nachhaltigkeitsvorgaben und wie sie sich konkret auf dein Unternehmen auswirken können.
EU-Ebene
1. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die CSRD verpflichtet große Unternehmen ab 2025 dazu, umfassend über ihre Nachhaltigkeitsstrategie und -leistung zu berichten. KMU selbst sind (noch) nicht direkt berichtspflichtig, jedoch können sie von großen Kunden dazu aufgefordert werden, Informationen zu ihren Umwelt- und Sozialpraktiken bereitzustellen. Wer keine Daten liefern kann, riskiert den Verlust von Aufträgen.
Die CSRD verpflichtet große Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ein Unternehmen gilt als groß, wenn es mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt:
- Mehr als 250 Mitarbeitende
- Mehr als 50 Mio.€ Nettoumsatz
- Mehr als 25 Mio.€ Bilanzsumme
2. Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)
Die sogenannte EU-Lieferkettenrichtlinie verpflichtet große Unternehmen ab 2025/2026 zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Lieferkette.
KMU sind nicht direkt betroffen, könnten jedoch als Teil der Lieferkette von größeren Unternehmen zur Einhaltung bestimmter Standards aufgefordert werden. Zertifizierungen, Code-of-Conducts oder Lieferantenselbstauskünfte werden zunehmend zur Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen.
KMU sind nicht direkt betroffen, könnten jedoch als Teil der Lieferkette von größeren Unternehmen zur Einhaltung bestimmter Standards aufgefordert werden. Zertifizierungen, Code-of-Conducts oder Lieferantenselbstauskünfte werden zunehmend zur Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen.
Die CSDDD verpflichtet große Unternehmen zur menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflicht entlang ihrer Lieferketten. Die Schwellenwerte sind:
- Mehr als 1.000 Mitarbeitende
- Mehr als 450 Mio.€ weltweiter Umsatz
Die wichtigsten Infos dazu findest du hier: Fragen & Antworten zur Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) - CSR.
3. EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Sie richtet sich primär an große Unternehmen, insbesondere solche, die der CSRD unterliegen.
Für KMU kann die Taxonomie relevant werden, wenn sie Finanzierungen von Banken oder Investoren suchen, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.
Nationale Ebene (Deutschland)
4. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)
Das LkSG verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten. Die Schwellenwerte sind:
- Ab dem 1. Januar 2023: Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden
- Ab dem 1. Januar 2024: Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden
KMU sind nicht direkt betroffen, könnten jedoch von größeren Kunden zur Bereitstellung entsprechender Informationen aufgefordert werden.
Dadurch werden KMU als Zulieferer zunehmend gebeten, Informationen zu Arbeitsbedingungen, Umweltaspekten oder Menschenrechten bereitzustellen – oft verbunden mit umfangreichen Fragebögen oder Audits.
5. Energieeffizienzgesetz (EnEfG)
Das EnEfG verpflichtet Unternehmen mit einem jährlichen Endenergieverbrauch von mehr als 7,5 GWh zur Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems (z. B. ISO 50001 oder EMAS).
Auch Unternehmen mit geringerem Energieverbrauch sollten ihre Verbrauchsdaten analysieren und prüfen, ob freiwillige Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung sinnvoll sind.
6. Indirekte Auswirkungen des Klimaschutzgesetzes auf KMU
- CO₂-Bepreisung auf Brennstoffe: Die Einführung eines CO₂-Preises für Brennstoffe erhöht die Betriebskosten für Unternehmen, die fossile Energieträger nutzen. KMU sind daher motiviert, auf energieeffizientere Technologien umzusteigen, um Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
- Effizienzanforderungen an Neubauten: Das Gesetz setzt Standards für die Energieeffizienz von Neubauten. KMU, die in den Bau oder die Nutzung von Immobilien investieren, müssen diese Anforderungen berücksichtigen, um zukünftige Kosten und Anpassungsaufwand zu vermeiden.
- Klimabezogene Investitionsentscheidungen: Investoren und Banken berücksichtigen zunehmend die Klimafreundlichkeit von Unternehmen bei ihren Entscheidungen. KMU, die in nachhaltige Technologien investieren, können von besseren Finanzierungskonditionen profitieren und ihre Marktposition stärken.
Mehr dazu auf der Internetseite des Umweltbundesamtes: Treibhausgasminderungsziele Deutschlands | Umweltbundesamt.
Praxisorientierte Umsetzungsschritte
Damit du Nachhaltigkeitsvorgaben auch sinnvoll in deinen Unternehmensalltag integrieren kannst, können dir die folgenden praxisorientierten Schritte helfen:
1. Relevanz prüfen
Überprüfe systematisch, welche Nachhaltigkeitsvorgaben für dein Unternehmen relevant sind. Dazu gehört:
- Unternehmensgröße: Achte darauf, wie viel Energie du verbrauchst, wie viele Mitarbeitende du hast und wie hoch dein Umsatz ist. Diese Faktoren können bestimmen, ob bestimmte Vorgaben für dein Unternehmen gelten.
- Kundenstruktur: Belieferst du Unternehmen, die zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind? In diesem Fall kann es sein, dass du von deinen Kunden nach Informationen zu deinen nachhaltigen Praktiken gefragt wirst.
- Branchenspezifische Risiken: Untersuche, ob es spezielle Vorschriften für deine Branche gibt, wie zum Beispiel in der Textil-, Chemie- oder Bauindustrie.
Ein Nachhaltigkeitsaudit durch einen externen Berater oder deine IHK kann dir helfen, Klarheit über die relevanten Vorgaben zu gewinnen.
2. Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln
Erstelle eine nachhaltige Unternehmensvision, basierend auf der Analyse deines Status quo. Diese Schritte können dir helfen:
- Wesentlichkeitsanalyse: Finde heraus, welche Themen für dich und deine Stakeholder am wichtigsten sind. Was muss deine Firma erreichen, um als nachhaltig wahrgenommen zu werden?
- Zieldefinition: Setze klare, messbare Ziele – zum Beispiel eine Reduktion der CO2-Emissionen um 30 % bis 2030.
- Integration in die Unternehmensstrategie: Verankere Nachhaltigkeit in allen relevanten Prozessen, von der Produktentwicklung über Investitionsentscheidungen bis hin zu den Unternehmensrichtlinien.
Auch interessant: Green Marketing: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil.
3. Konkrete Maßnahmen umsetzen
Setze die Ziele mit konkreten Schritten um:
- Energieeffizienz steigern: Tausche etwa alte Beleuchtung gegen LED-Lampen aus, setze energieeffiziente Maschinen ein oder optimiere deine Produktionsprozesse, um weniger Energie zu verbrauchen.
- CO2-Bilanzen erstellen: Nutze Tools oder externe Berater, um die eigenen Emissionen zu erfassen und konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu entwickeln.
- Lieferkettenmanagement: Implementiere Lieferantenkodizes, bewerte Risiken und schule deine Lieferanten, um ökologische und soziale Standards zu gewährleisten.
- Mitarbeitende einbeziehen: Binde deine Mitarbeitenden aktiv ein, etwa durch Schulungen zu Nachhaltigkeitsthemen, Ideenwettbewerbe oder Anreizsysteme zur Förderung nachhaltiger Praktiken.
4. Berichten und kommunizieren
Halte deine Fortschritte fest, zum Beispiel in einem internen Bericht oder einem Nachhaltigkeitsbericht.
- Website und soziale Medien: Zeige deine nachhaltigen Initiativen auf deiner Website und in sozialen Netzwerken.
- Gespräche mit Kunden und Banken: Nutze die Ergebnisse deiner Berichterstattung, um Vertrauen bei Kunden und Finanzpartnern zu gewinnen.
Weitere Informationen dazu auf der Internetseite der IHK: VSME: Freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht für KMU. Was kommt?
5. Förderprogramme nutzen
Nutze staatliche Programme, die KMU unterstützen:
- BAFA: Hier kannst du Zuschüsse für Energieberatung oder die Einführung von EMAS (Umweltmanagement) erhalten.
- KfW: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bietet Kredite und Zuschüsse für energieeffiziente Gebäude, nachhaltige Produktionsanlagen oder die Digitalisierung nachhaltiger Prozesse.
- Bundesumweltministerium: Es gibt Programme, die speziell für Klimaschutz und Ressourceneffizienz gedacht sind.
Tipp: Halte dich regelmäßig über neue Programme und Fördermöglichkeiten auf dem Laufenden, zum Beispiel über deine IHK, Handwerkskammer oder das Förderportal des Bundes.
Fazit: Nachhaltigkeit für KMUs als Chance
Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsvorgaben ist für KMU nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine wertvolle Chance zur Zukunftssicherung. Obwohl viele der aktuellen Regelungen vor allem große Unternehmen betreffen, sind KMU als Zulieferer und Geschäftspartner zunehmend gefragt, nachhaltige Praktiken nachzuweisen. Durch eine systematische Analyse der relevanten Vorgaben, die Entwicklung einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie und die Umsetzung konkreter Maßnahmen können KMU nicht nur gesetzlichen Anforderungen gerecht werden, sondern auch Wettbewerbsvorteile erzielen. Nachhaltigkeit ist somit nicht nur eine Pflicht, sondern kann auch langfristig zu Kostensenkungen, neuen Marktchancen und einer stärkeren Resilienz führen.
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