Hands-on-Mentalität: So profitiert der Mittelstand
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Hands-on-Mentalität: So fördern KMU proaktive Mitarbeit
Packen deine Mitarbeitenden so richtig an? Der Begriff Hands-on-Mentalität ist aus den Stellenausschreibungen deutscher Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Hier erfährst du, warum die Fähigkeit nicht nur ein Trend für die großen Player ist und wie du dein Team zu proaktiver Mitarbeit motivierst.
Was bedeutet Hands-on-Mentalität?
Wer auf der Suche nach Mitarbeitenden ist, die richtig mit anpacken, selbstständig Aufgaben übernehmen und neue Ideen einbringen, will genau das: Hands-on-Mentalität. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie „anpackend“. Diese proaktive und kreative Arbeitsweise gehört zu den Soft Skills und sorgt dafür, dass Mitarbeitende neue Ideen ins Unternehmen einbringen, proaktiv Aufgaben übernehmen und selbstständig Probleme identifizieren und lösen. Sie sind sich nicht zu schade dafür, auch kleinere, aber dringende Aufgaben zu übernehmen.
Menschen mit einer Hands-on-Mentalität lassen sich wie folgt beschreiben:
- lösungsorientiert
- zielstrebig
- kreativ
- eigenständig
- anpassungsfähig
Der Vorteil für Betriebe liegt auf der Hand: Sie bekommen hoch motivierte Teammitglieder, die sprichwörtlich den Laden am Laufen halten. Sie brauchen in der Regel wenig Unterstützung und sind bereit, sich in verschiedenen Bereichen stark einzubringen. Dabei nehmen sie auch unbekannte Herausforderungen, da sie nach dem Motto „Learning by Doing“ handeln. Nicht ohne Grund ist „Macher-Mentalität“ ein Synonym für Hands-on-Mentalität.
Neben all den Vorteilen, gibt es auch Aspekte, die man als KMU nicht unterschätzen sollte: Teammitglieder, die anpacken wollen und dadurch in vielen Bereichen mitarbeiten, sind eher gefährdet, sich zu überarbeiten. Sowohl Mitarbeitende ohne Verantwortung als auch Führungskräfte sollten daher Strategien zur Stressbewältigung kennen.
Ebenso ist es möglich, dass Mitarbeitende mit großer Eigeninitiative ihren eigentlichen Fachbereich vernachlässigen. Ein weiterer Nachteil kann für die Team- und Prozessstruktur entstehen. Wenn alle überall anpacken, kann das zu einer unklaren Rollenverteilung und dem Abbau eigentlich sinnvoller Strukturen oder Prozesse führen. Unternehmen sollten genau darauf achten, wer wo mitarbeitet und was das für Einzelpersonen und das Team bedeutet.
Sinnvoll für KMU? Deshalb sollte der Mittelstand Hands-on-Mentalität fördern
Es gibt wohl kein Unternehmen, das auf Mitarbeitende mit dieser Einstellung verzichten wollen würde. Es handelt sich nicht nur um einen Mode-Begriff oder einen Trend, sondern um echte Fähigkeiten, die sehr gefragt sind. Start-ups haben schon lange verstanden, dass Teammitglieder mit Hands-on-Mentalität eine echte Bereicherung sind und das Unternehmen vorantreiben.
Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können davon lernen und profitieren. Denn wenn der Betrieb mit wenigen Mitarbeitenden auskommen muss, ist er quasi darauf angewiesen, dass alle mit anpacken – auch außerhalb ihres eigenen Bereiches. Vor allem, wenn es um Innovationen und schnelle Problemlösungen geht, kann der proaktive Arbeitsstil den Unterschied machen – gerade bei Führungskräften.
Doch Hands-on-Mentalität beginnt schon bei kleinen Dingen. Wer kümmert sich darum, dass am Ende des Tages im Büro die Spülmaschine angestellt wird? Wer übernimmt die Annahme von Paketen? Wer organisiert ein Team-Event?
Denkst du das Ganze noch größer, ergeben sich vermutlich zahlreiche Aufgaben, die einfach mal jemand anpacken muss. Und nicht nur da bietet dir die Einstellung von Mitarbeitenden mit Hands-on-Mentalität Vorteile. Sie finden oft selbstständig Bereiche, in denen Prozesse nicht rund laufen. Haben sie diese identifiziert, entwickeln sie passende Lösungen.
Top-Bewerbungen identifizieren: So findest du Menschen mit Hands-on-Mentalität
Klingt alles nach einem Traum? Ist allerdings Realität. Stellst du die richtigen Fragen im Bewerbungsgespräch, kannst du die Menschen herausfischen, die genau so ticken.
Lebenslauf und Anschreiben
Schau dir den Lebenslauf und das Anschreiben der Bewerbenden genau an. Im besten Fall gibt der Text bereits Aufschluss über Projekte oder Leistungen, die für eine proaktive Arbeitsweise sprechen. Halte Ausschau nach Sätzen, in denen die Person beschreibt, wo sie im Beruf mit angepackt hat – vielleicht hat sie etwas Neues entwickelt oder eine Schulung für das Kollegium abgehalten? Oder hat sie sich vielleicht neben dem Job selbstständig weitergebildet? Auch ehrenamtliche Tätigkeiten können Aufschluss über gelebte Hands-on-Mentalität geben. Wer in seiner Freizeit beispielsweise Jugendsport-Events organisiert, packt vermutlich gerne mit an.
Übrigens: Du kannst schon in der Stellenausschreibung erwähnen, dass du jemanden suchst, der anpackt und bereit ist, eigenverantwortlich zu arbeiten. Noch auf der Suche nach den richtigen Teammitgliedern? Mit SELLWERK Jobs findest du genau die Fachkräfte, die zu dir passen.
Arbeitszeugnisse
Was die Person über sich selbst schreibt, ist sehr interessant. Noch interessanter ist der Inhalt der Arbeitszeugnisse. Was berichten ehemalige Arbeitgeber? Schaue die vorhandenen Arbeitszeugnisse genau an und halte Ausschau nach Schlagworten wie „eigenständige Arbeitsweise“, „Kreativität“ oder „Zielstrebigkeit“. Nennt der ehemalige Arbeitgeber passende Beispiele, kann das auf eine Hands-on-Mentalität hinweisen.
Bewerbungsgespräch
Im Gespräch hast du die Gelegenheit, die richtigen Fragen zu stellen. Nutze sie, um herauszufinden, wo das potenzielle Teammitglied in der Vergangenheit proaktiv zur Verbesserung des Arbeitsklimas, der Umsätze oder der Prozesse beigetragen hat. Achte auch auf das Auftreten der Person. Interessiert sie sich für das Geschäft? Beteiligt sie sich aktiv am Gespräch oder beantwortet sie nur kurz deine Fragen? Folgende Aufforderungen und Nachfragen können dir beim Bewerbungsgespräch helfen:
· Kannst du eine Situation schildern, in der du ein Problem erkannt und selbstständig eine Lösung gefunden hast?
· Gab es in deinem bisherigen Job eine Aufgabe, für die es keinen klaren Prozess gab? Wie bist du damit umgegangen?
· Erzähl uns von einer Situation, in der du ohne Aufforderung Verantwortung übernommen hast.
· Stell dir vor, ein wichtiger Prozess in deinem Bereich funktioniert nicht, aber niemand fühlt sich verantwortlich. Was würdest du tun?
· Du bemerkst, dass ein Teammitglied überlastet ist und eine wichtige Deadline zu platzen droht. Wie reagierst du?
· Welche Maßnahmen ergreifst du in einer neuen Rolle, um schnell produktiv zu werden?
· Wie bleibst du auf dem Laufenden über neue Entwicklungen in deinem Bereich?
Probearbeiten oder Assessment-Center
Hast du jemanden zur Probearbeit eingeladen, hast du etwas mehr Zeit, um zu beurteilen, ob die Person von sich aus mit anpackt. Nutze Aufgaben, bei denen das potenzielle Teammitglied Probleme lösen oder Prozesse verändern muss, um seine Denkweise kennenzulernen. Kleinere Herausforderungen, die im Job auftreten, sind dafür sehr gut geeignet.
Achte losgelöst von den Aufgaben darauf, wie sich die Person im Team verhält und ob sie beispielsweise auch spontan aushelfen möchte. Fasst sie mit an, wenn ein Teammitglied Hilfe braucht oder bringt sie sich mit Ideen ein, wenn eine fachliche Diskussion aufkommt? Dann bringt sie vermutlich eine Hands-on-Mentalität mit.
Ein Assessment-Center ist ebenfalls gut geeignet. Hier kannst du mit Simulationen und entsprechenden Gruppenaufgaben testen, wie proaktiv die Person ist. Geeignet sind vor allem unstrukturierte Aufträge, die schnell bearbeitet werden müssen. Beobachte, wie Bewerbende mit Zeitdruck umgehen und wie sie die Problemlösung erarbeiten.
Aber Achtung: Bei allen Möglichkeiten, die du hast, um vorher herauszufinden, wer eine Hands-on-Mentalität lebt, gibt es keinen eindeutigen Test. Gerade am Anfang neigen einige Menschen dazu, unsicher zu sein. Wer ohnehin eher introvertiert ist und sich dann am Probetag nicht traut, direkt seine Meinung oder Ideen zu äußern, kann trotzdem in der Mitarbeit proaktiv und ambitioniert sein. Es lohnt sich in vielen Fällen, auch diesen Personen eine Chance zu geben.
Hands-on-Mentalität trainieren: So animierst du dein Team
Neue Leute einzustellen, die die passende Einstellung mitbringen, ist nur die halbe Miete. Immerhin hast du bereits ein Team an Bord, das ebenso „hands on“ sein sollte. Hier gibt es eine gute Nachricht: Die Fähigkeit anzupacken, Arbeit zu sehen und proaktiv zu handeln, ist trainierbar. Mit diesen Tipps kannst du deinem Team die Hands-on-Mentalität näherbringen:
Vorbild sein und Erwartungshaltung klären
Bevor du dein Team in Hands-on-Mentalität trainieren kannst, ist es erst einmal wichtig zu klären, was deine Mitarbeitenden dazu denken. Starte mit einer offenen Diskussion und frage deine Mitarbeitenden, was der Begriff für sie heißt. Tragt als Team zusammen, welche Vorteile die Fähigkeit für das Team hat. Und ganz wichtig: Gib deinen Mitarbeitenden zu verstehen, dass du sie darin bestärkst, diesen Skill zu erlernen und du als Führungskraft selbst mit gutem Beispiel vorangehen möchtest.
Verantwortungsbewusstsein stärken
Eine gute Übung, um deinen Mitarbeitenden mehr Verantwortungsbewusstsein beizubringen, ist, sie für einen Tag die Leitung übernehmen zu lassen. Jedes Teammitglied übernimmt eine Mini-Führungsrolle, wie zum Beispiel die Koordination eines Meetings oder die Anleitung eines Prozessschrittes. Jede Person muss in dieser Situation Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. In der anschließenden Reflexion klärt ihr, was gut funktioniert hat und was herausfordernd war.
Fördere Eigeninitiative
Dein Team soll verstehen, dass Eigeninitiative wichtig ist. Um diesen Soft Skill zu fördern, kannst du eine Übung durchführen. Gib jeder Person aus deinem Team ein Problem, das sie selbstständig und ohne fremde Hilfe lösen soll. Zum Beispiel: „Ein Kunde beschwert sich über eine verspätete Lieferung. Was machst du?“. Die wichtigste Regel dabei ist, dass niemand zuerst nachfragen darf. Stattdessen sollen sie eigenständig eine Lösung vorschlagen.
Belohnung und Anerkennung
Gelebte Hands-on-Mentalität sollte Anerkennung erhalten. Damit ist nicht unbedingt der Aufstieg im Unternehmen gemeint, sondern eine direkte und kurzfristige Art der Belohnung. Küre zum Beispiel gemeinsam mit dem Team einen „Hands-on-Hero des Monats“. Das Team kann anonym abstimmen, wer den Titel verdient. Vielleicht eignen sich dazu auch verschiedene Kategorien, wie „Beste spontane Problemlösung“, „Hilfsbereitester Teamplayer“ und „Effizienteste Umsetzung“. Damit kein Neid entsteht, solltest du klarstellen, dass es um Wertschätzung und nicht um Wettbewerb geht. Schließlich möchtest du Mobbing oder auch Bossing vermeiden.
Fazit: Hands-on-Mentalität ist für den Mittelstand von Bedeutung
Kleine und mittelständische Unternehmen sollten Hands-on-Mentalität fördern. Denn der proaktive Arbeitsstil kann den Unterschied machen, wenn es um Innovationen und Effizienz geht. Mit der richtigen Unternehmenskultur und gezielten Maßnahmen lässt sich die Einstellung nicht nur erkennen, sondern auch aktiv trainieren.
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