Hast du dich jemals gefragt, warum du bereit bist, für eine teure Mahlzeit im Restaurant tief in die Tasche zu greifen, aber zögerst, eine neue Jacke zu kaufen, obwohl sie denselben Preis hat? Dieses scheinbar widersprüchliche Verhalten lässt sich durch ein faszinierendes Konzept der Verhaltensökonomie erklären: das sogenannte „Mental Accounting“ oder die mentale Buchführung.
Was ist Mental Accounting?
Mental Accounting beschreibt die Neigung von Menschen, ihr Geld in unterschiedlichen psychologischen Konten zu verwalten, anstatt es als eine große Gesamtsumme zu betrachten. Dieses Verhalten führt dazu, dass wir je nach „Konto“ unterschiedlich mit Geld umgehen – etwa wenn wir Geld für Freizeitaktivitäten bereitwilliger ausgeben als für Alltagsbedarf, obwohl beides aus demselben Einkommen stammt. Diese mentale Buchführung beeinflusst unsere Kaufentscheidungen und hilft uns, unser finanzielles Verhalten zu strukturieren. Das Konzept wurde von dem Nobelpreisträger Richard Thaler entwickelt, der entdeckte, dass Menschen ihre Ausgaben und Einnahmen mental in Kategorien aufteilen, um ihr finanzielles Verhalten besser zu kontrollieren. Diese Einteilung hilft dabei, die subjektive Wichtigkeit und den Nutzen verschiedener Ausgaben zu steuern, ist jedoch nicht immer rational.
Wie funktioniert Mental Accounting in der Praxis?
Mental Accounting zeigt sich in vielen Alltagssituationen. Hier einige typische Beispiele:
Urlaubsbudget vs. Alltagsausgaben: Viele Menschen sind bereit, im Urlaub mehr Geld auszugeben, weil sie diese Ausgaben aus ihrem „Urlaubskonto“ bezahlen – einem separaten, psychologischen Budget, das sie für besondere Erlebnisse vorgesehen haben. Dieselben Personen könnten sich jedoch dagegen sträuben, teure Alltags-Investitionen zu Hause zu kaufen, weil es aus ihrem „Alltagskonto“ bezahlt würde.
Unerwartete Gewinne: Wenn wir unerwartet Geld erhalten, wie z. B. eine Bonuszahlung oder ein Geschenk, neigen wir dazu, es in Kategorien wie „Luxusausgaben“ oder „Spaßbudget“ einzuordnen, anstatt es in langfristige Ersparnisse zu investieren. Diese Kategorisierung erklärt, warum Menschen Bonusgelder eher für spontane Anschaffungen oder teure Abendessen ausgeben.
Sonderangebote und Rabatte: Viele Käufer fühlen sich von Rabatten angezogen und geben mehr aus, weil sie diese Ausgaben mental als „Ersparnisse“ einordnen. Dadurch entsteht das Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben, selbst wenn die zusätzliche Ausgabe in einem anderen Kontext als unnötig betrachtet worden wäre.
Warum betreiben wir mentale Buchführung?
Die Aufteilung von Geld in verschiedene psychologische Konten hilft uns, unser finanzielles Verhalten zu kontrollieren und uns bei der Budgetplanung zu unterstützen. Es gibt uns das Gefühl, einen Überblick über unsere Finanzen zu behalten und gezielter zu entscheiden, wie wir unser Geld ausgeben. Diese mentale Strategie kann dabei helfen, ein gewisses Maß an Disziplin zu bewahren und den Überblick über verschiedene Arten von Ausgaben zu behalten.
Doch die mentale Buchführung kann auch zu irrationalen Entscheidungen führen. Ein Beispiel ist die Bereitschaft, Geld auszugeben, das man aus einem Gewinn oder als Geschenk erhalten hat, während man mit seinem regulären Einkommen vorsichtiger umgeht. Diese Aufteilung führt dazu, dass manche Ausgaben als weniger „wertvoll“ wahrgenommen werden, obwohl jede Geldeinheit objektiv denselben Wert hat.
Wie beeinflusst Mental Accounting unsere Entscheidungen?
Unternehmen und Marketingexperten nutzen Mental Accounting, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Sie präsentieren Produkte so, dass sie in das „richtige“ mentale Konto der Kunden passen. Ein Beispiel sind Angebote, die in Ratenzahlungen aufgeteilt werden, um den psychologischen Effekt zu erzielen, dass die Ausgabe geringer erscheint, weil sie mental eher dem täglichen „Kleinausgaben-Konto“ zugeordnet wird.
Ein anderes Beispiel ist die Verwendung von Gutscheinen oder Treuepunkten. Kunden empfinden es oft als weniger schmerzhaft, Punkte oder Gutscheine einzulösen, als den vollen Geldbetrag zu bezahlen, da sie diese in einem separaten „Belohnungskonto“ verbucht haben.
Wie man bewusster mit Mental Accounting umgeht
Es ist wichtig, sich der Mechanismen der mentalen Buchführung bewusst zu sein, um fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen. Eine einfache Möglichkeit, um rationaler zu handeln, besteht darin, alle Einnahmen und Ausgaben als Teil eines Gesamtkontos zu betrachten und zu hinterfragen, ob eine Ausgabe in einer anderen Kategorie genauso sinnvoll erscheinen würde.
Indem man versucht, seine finanziellen Entscheidungen nicht nur an mentalen Konten auszurichten, sondern objektiver zu analysieren, kann man verhindern, dass unbewusste Vorurteile zu unnötigen Ausgaben führen.
Tipps fürs Marketing
Was bringt dir das Wissen über das mentale Accounting deiner Kundschaft? Ganz klar: Je mehr du darüber weißt, wie deine Kundschaft tickt, desto besser kannst du dein Marketing darauf anpassen!
Erlaube flexibles mental Accounting
Egal, welches Produkt oder welche Dienstleistung dein Unternehmen anbietet: Du solltest deine Leistungen so vermarkten, dass die Kundschaft die Ausgaben beim mentalen Accounting flexibel auf verschiedene Konten verteilen kann – je nachdem, welches Konto noch Ausgaben erlaubt.
Fazit
Mental Accounting ist ein mächtiges psychologisches Konzept, das zeigt, wie Menschen ihr Geld in mentale Konten aufteilen und wie dies ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Obwohl diese Taktik dabei hilft, das eigene Budget zu kontrollieren, kann sie auch zu irrationalen Entscheidungen führen, die unser finanzielles Wohlbefinden beeinträchtigen. Ein bewusster Umgang mit dieser mentalen Buchführung kann helfen, klügere finanzielle Entscheidungen zu treffen und langfristig ein besseres Verhältnis zu Geld zu entwickeln.
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