Barrierefreiheit – ein Begriff, den viele schon mal gehört haben, aber bei dem oft falsche Vorstellungen mitschwingen. Vielleicht denkst du auch spontan an Rollstuhlrampen oder große Schriftgrößen auf Webseiten. Klar, das gehört dazu. Aber digitale Barrierefreiheit ist so viel mehr – und betrifft uns alle. In unserer täglichen Arbeit begegnen wir immer wieder Mythen, die sich hartnäckig halten. Heute räumen wir mit fünf der größten Missverständnisse auf – und zeigen dir, was wirklich stimmt.

Mythos 1: Barrierefreiheit ist nur für Menschen mit Behinderung wichtig


Das ist einer der häufigsten Irrtümer. Natürlich profitieren Menschen mit Behinderung besonders von barrierefreien Angeboten – zum Beispiel blinde Nutzer*innen, die mit Screenreadern arbeiten, oder Menschen mit motorischen Einschränkungen, die keine Maus nutzen können. Aber auch alle anderen gewinnen: Texte mit klarer Sprache helfen beim schnellen Verstehen, gute Kontraste sind bei Sonnenlicht auf dem Handy Gold wert, und eine logische Struktur erleichtert die Navigation für alle. Barrierefreiheit ist also nicht nur ein Akt der Inklusion, sondern schlichtweg gute User Experience für alle.

Mythos 2: Barrierefreiheit bedeutet Verzicht auf Design


Falsch! Barrierefreiheit und ansprechendes Design schließen sich nicht aus – im Gegenteil. Ein klar strukturiertes Layout, ausreichend Kontraste und gut lesbare Schriftarten machen eine Website oft sogar attraktiver. Es geht nicht darum, kreativem Design die Luft abzudrehen, sondern darum, es sinnvoll und zugänglich zu gestalten. Viele moderne Designsysteme – wie Material Design oder das Gov.uk Design System – zeigen, dass Ästhetik und Barrierefreiheit wunderbar Hand in Hand gehen können.


Mythos 3: Eine barrierefreie Website ist extrem teuer und aufwendig


Ja, Barrierefreiheit kostet Zeit und Planung – aber teuer und aufwendig wird sie meist nur, wenn sie erst im Nachhinein umgesetzt wird. Wenn wir Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken, lassen sich viele Maßnahmen kostengünstig integrieren: klare HTML-Strukturen, Alt-Texte für Bilder, Tastaturbedienbarkeit oder saubere Farbkontraste sind Basics, die beim Aufbau wenig extra Aufwand bedeuten. Und das Beste: Suchmaschinen mögen barrierefreie Seiten auch. Heißt also, gute Barrierefreiheit = bessere Sichtbarkeit.


Mythos 4: Barrierefreiheit ist rechtlich nur für Behörden verpflichtend


Stimmt nur zum Teil. Öffentliche Stellen sind durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tatsächlich in der Pflicht, digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Aber: Ab Juni 2025 gilt das auch für viele private Unternehmen – zum Beispiel im E-Commerce oder bei Bankdienstleistungen. Spätestens dann wird Barrierefreiheit auch für die Privatwirtschaft ein Must-have. Und ganz ehrlich: Wer heute schon zugänglich arbeitet, hat morgen die Nase vorn – auch in Sachen Vertrauen und Kundennähe.


Mythos 5: Automatische Tools können Barrierefreiheit komplett prüfen


Wäre schön, wenn es so einfach wäre. Automatisierte Prüfungen – etwa mit Tools wie WAVE oder axe – sind ein super erster Schritt. Sie erkennen viele technische Probleme zuverlässig, etwa fehlende Alternativtexte oder fehlerhafte Überschriften-Hierarchien. Aber: Sie decken nur einen Teil ab. Ob Texte wirklich verständlich sind oder ob die Bedienung per Tastatur logisch funktioniert, das kann keine Maschine bewerten. Deshalb gilt: Menschliche Tests bleiben unverzichtbar – idealerweise mit Nutzer*innen, die selbst auf Barrierefreiheit angewiesen sind.


Fazit: Barrierefreiheit ist kein „nice to have“ – sie ist ein Gewinn für alle


Wir sehen: Barrierefreiheit ist keine zusätzliche Last, sondern ein echter Mehrwert. Sie macht digitale Angebote inklusiver, verständlicher und nutzerfreundlicher. Wer sich mit den gängigen Mythen beschäftigt, merkt schnell: Viele Vorurteile halten einer ehrlichen Prüfung nicht stand. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – und Barrierefreiheit nicht als Pflicht, sondern als Chance zu begreifen.

Also: Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass digitale Räume für alle zugänglich werden – ohne Barrieren, ohne Ausreden.



Genderdisclaimer: In diesem Blog werden geschlechtsspezifische Formulierungen verwendet, um den Lesefluss zu erleichtern. Alle Bezeichnungen gelten jedoch für alle Geschlechter gleichermaßen. Unsere Absicht ist es, niemanden auszuschließen oder zu diskriminieren. Respekt und Inklusivität stehen bei uns im Mittelpunkt.

0